Paris

70 Kunstwerke zwischen Wolkenkratzern

Aussicht auf La Défense und die Avenue des Champs Elysée in Paris vom Triumphbogen aus
Aussicht auf La Défense und die Avenue des Champs Elysée in Paris vom Triumphbogen aus © imago / imagebroker
Von Martina Zimmermann · 16.12.2014
"La Défense" ist ein Pariser Geschäftsviertel im Westen der Stadt, für das Künstler Guillaume Bottazzi sein neues Werk - ein 200 Quadratmeter großes Gemälde - geschaffen hat. Es ist das größte Freiluftmuseum zeitgenössischer Kunst in Frankreich.
Seit Mitte September klettert Guillaume Bottazzi jeden Tag auf ein Gerüst und malt das Polyptichon, ein Mehrfachbild von 216 Quadratmetern. Die sechs mal sechs Meter großen Tafeln zeigen abstrakte Kurven und runde Formen in warmen gelben und roten Farbtönen aus feinen Lasurschichten, die Licht durchlassen.
"Diese Gemälde sollen ein Gefühl der Zugehörigkeit schaffen. Sie sollen eine Interaktion schaffen, das Publikum soll darüber reden, über Kunst reden und sich auch hier treffen. Die Menschen sollen sich von ihrer Arbeit entspannen und Bindungen untereinander schaffen."
Die Umgebung: Hochhäuser, die über 200 Meter hoch sind. Areva, Total... Die sogenannten "Türme" mit über 30 Stockwerken tragen oft den Namen der Unternehmen, die sie beherbergen. In ihren Glasfassaden spiegeln sich die anderen Wolkenkratzer und der blaue Himmel. Oder der graue, je nach Wetter. Gegenüber von Bottazzis Gemälde steht ein hochmodernes Gebäude aus Aluminium und Glas, das Hochhaus "D2" ist 171 Meter hoch.
"Mein Werk misst über 200 Quadratmeter das ist eigentlich ein recht großes Gemälde. Aber die Wolkenkratzer sind noch größer. Damit musste ich mich auseinandersetzten. Ich wollte mehr mit dem Licht als mit der Farbe arbeiten damit es nicht zu einer Konkurrenz kommt sondern im Gegenteil zu einem Dialog mit der Umgebung."
Das unmenschlich wirkende Viertel sanfter machen
Der Künstler stellt in Brüssel, New York, Tokio aus. Was reizt Guillaume Bottazzi an diesem Ort im Défense-Viertel?
"Das ist jedes Mal was ganz anderes. Ich habe zum Beispiel das größte Werk Japans realisiert im internationalen Kunstmuseum von Sapporo, das Museum besitzt 80 Prozent der Werke von Christo und Jeanne-Claude. Ich sollte alle Mauern des Museums bearbeiten. Nach dem Erdbeben 2011 wollte ich was für die Opfer tun und ihnen Hoffnung geben. Jedes meiner 40 Werke ist völlig unterschiedlich."
Kunst muss dieses städtische Milieu hier in der Défense, das manchmal unmenschlich wirkt, sanfter machen. Diese Handarbeit ist sehr raffiniert. Sie ist eine Ergänzung zur Umgebung.
Kunstwerke wie das von Guillaume Bottazzi sollen das gesamte Viertel aufwerten und die Lebensqualität verbessern in La Défense, wo 400.000 Menschen arbeiten, aber nur 20.000 wohnen. Das Mehrfachbild von Guillaume Bottazzi ist das 70. Kunstwerk das in diesem Viertel zwischen Hochhäusern steht.
"Wir stehen vor der Statue der Défense sie stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist der Beweis dass dieses Viertel eine lange Geschichte hat."
Die erste Skulptur wurde bereits 1883 aufgestellt
Der Audioguide über die erste Skulptur, die dort 1883 aufgestellt wurde: Eine Bronzestatue von Louis Erneste Barrias. Damals gab es noch keine Hochhäuser. Ab den 1950er-Jahren wurde La Défense zum wichtigsten Geschäftsviertel der französischen Hauptstadt. Die Freiflächen zwischen den Hochhaustürmen schmücken zeitgenössische Kunstwerke wie die des amerikanischen Bildhauers Alexander Calder oder des Katalanen Miró. Symbolträchtig ist auch der massive "Daumen" des französischen Bildhauers César, zwölf Meter hoch und 18 Tonnen schwer. Das Werk wurde 1994 aufgestellt:
"Ich heiße César und es gibt auch den anderen Cäsar. Ich dachte an den Sieg von Cäsar, wir haben den Daumen immer wieder gegossen damit er sehr hart ist und sind von einer Etappe zur nächsten bis zu diesem Modell gekommen. Es ist aus Bronze und ich glaube es ist hier am richtigen Platz."
Zehn neue Wolkenkratzer sollen in den nächsten Jahren in La Défense entstehen. Wobei der spektakulärste – der "Tour Signal" des französischen Stararchitekten Jean Nouvel – wohl nicht gebaut wird. 301 Meter hoch sollte das neue Wahrzeichen der französischen Hauptstadt werden – einen Meter höher als der Eifelturm. Das Projekt fiel der Krise zum Opfer. Vorerst.
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