Papst und Familienplanung

Pontifikale Witzchen über den Wolken

Papst Franziskus küsst ein Baby bei seinem Besuch auf den Philippinen
Papst Franziskus küsst während seiner Philippinen-Reise ein Baby. © dpa / picture alliance / Zalrian Z. Sayat
Von Philipp Gessler · 20.01.2015
Der Papst bemüht sich zwar, die katholische Sexualmoral zumindest verbal aufzurühren: Von der katholischen Kirche sei aber auch unter Franziskus keine grundsätzlich neue Sexuallehre zu erwarten, meint Philipp Gessler.
Es gibt diesen Witz aus den 70er-Jahren: Ein sehr katholisches Ehepaar stellt einem anderen Ehepaar seine beiden Kinder vor: "Das hier", sagt der Vater und deutet auf das eine Kind, "ist Knaus – und daneben steht Ogino". Der Witz bedarf heute wohl eher einer Erklärung: Die Knaus-Ogino-Methode galt lange Zeit als die einzige Verhütungsmethode, die die katholische Kirche erlaubt. Und sie ist und war sehr unsicher.
Der Knaus-Ogino-Witz wird heute kaum noch erzählt – aber Papst Franziskus ist ja immer für Scherze zu haben. Jüngste Beispiele: Da deutet er mit einer Geste und mit Worten einen Kinnhaken für alle an, die seine Mutter beleidigen – und das sei ähnlich wie die Beleidigung einer anderen Religion. Jetzt witzelte der Pontifex auf seinem Rückflug nach Rom am Ende seiner Asienreise: "Manche Menschen glauben - entschuldigen Sie den Ausdruck -, dass sich gute Katholiken wie Karnickel vermehren müssen." Es gelte aber das Prinzip einer "verantwortungsbewussten Elternschaft". Und in diesem Rahmen gebe es viele natürliche Mittel der Empfängnisverhütung, die die Kirche erlaube.
Papst plaudert scheinbar locker daher
Weicht der Papst mit diesen Worten die kirchliche Lehre eines generellen Verbots künstlicher Verhütungsmittel auf? Wie so oft, wenn der Papst scheinbar nur locker daher plaudert, lautet die Antwort: Nein! Liest man seine Aussage genau, dann kleidet sie nur in witzigere Worte, was bisher die Vorgaben der katholischen Kirche auf diesem Feld waren – und wohl auch bleiben werden: Verhütung nur auf natürlichem Wege, also keine Pille, keine Spirale, keine Kondome. Ähnlich war dies mit des Papstes Aussagen über Schwule vor rund anderthalb Jahren, ebenfalls im Flugzeug: "Wenn jemand schwul ist und er den Herrn sucht und guten Willen zeigt, wer bin ich, das zu verurteilen." Schwule nicht zu verurteilen, das ist seit langem katholische Lehre, aber gelebte homosexuelle Liebe: Nein!
Dennoch: Wie die Schwulen-Sentenz so zeigt auch das Karnickel-Witzchen, dass der Papst bemüht ist, die katholische Sexualmoral zumindest verbal in Bewegung zu bringen. Er tut dies nicht zuletzt angesichts der bevorstehenden Bischofssynode im Herbst, bei der auch die Sexuallehre der Kirche eine wichtige Rolle spielen wird. Die römische Lehre etwa zu Kondomen ist aufgeweicht – man hat dies gesehen bei einer Aussage von Franziskus' Vorgänger Benedikt, der die Kondome zur Verhinderung einer HIV-Infektion nicht mehr generell ausgeschlossen hat. Auch die Tatsache, dass der frühere Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, nach Absprache mit Rom bestimmte Formen der "Pille danach" als eher unbedenklich eingestuft hat, zeigt diese Bewegung.
Von der katholischen Kirche ist unter Papst Franziskus wohl keine grundsätzlich neue Sexuallehre zu erwarten: Aber ein neuer Ton größerer Offenheit ist schon jetzt zu hören – und sei es in der Form pontifikaler Witzchen über den Wolken.
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