Gold Panda

Elektronikmusik, die nach Baggersee duftet

Der Musiker Gold Panda
Der britische Musiker Derwin Schlecker alias Gold Panda in Kopenhagen 2013. © imago/UIG
Von Florian Fricke · 30.05.2016
Die Musik von Gold Panda, der über die mittlerweile untergegangene Plattform Myspace entdeckt wurde, lässt sich nicht so richtig einordnen. Seine Tracks klingen warm und organisch. So auch sein neues Album "Good Luck And Do Your Best".
Gold Panda war einer der letzten Künstler, der Ende der Nullerjahre auf der mittlerweile praktisch untergegangenen Musikerplattform Myspace entdeckt wurde. Derwin Schlecker, so heißt Gold Panda bürgerlich, arbeitete damals in einem Plattenladen und hatte schon diverse Bands erlebt, die über Myspace einen Plattenvertrag bekommen hatten. Er wusste also, wie man es anstellt.
"Man muss sämtliche Informationen von seiner Myspace-Seite nehmen und sie völlig neu gestalten. Ich habe Fotos von meinen alten Lieblings-Videospielen gemacht mit meiner wirklich schlechten Handy-Kamera, die sahen so schön seltsam aus. Dann habe ich meine Stücke hoch geladen, und sechs Wochen später bekam ich eine Email von Wichita Recordings: Ob ich nicht einen Remix für Bloc Party machen wolle?"
Und so fing alles an. Bald darauf erschien Gold Pandas Debutalbum auf Ghostly International. Sein poppiger und leicht zugänglicher Sound kam gut an. Dass er sich keinem Genre wirklich zuordnen ließ, entpuppte sich bald eher als Vorteil.
"Erst war ich besorgt, weil ich in keine Szene passte. Clubs würden mich nicht buchen, weil ich weder House noch Techno spielte. Und ich hatte immer davon geträumt, ein paar Buddys zu haben, die ähnlich gestrickt sind, mit denen man eine Crew bilden und viel Spaß haben könnte. Aber es hat sich anders ergeben. Ich bin gar nicht darauf angewiesen, in Clubs zu spielen. Manchmal klappt das gut, manchmal nicht. Manchmal spiele ich auf Festivals zwischen irgendwelchen Rock Acts. Ich bin froh, dass ich so unterschiedlich einsetzbar bin."

Ihm war das ein bisschen unheimlich

Als Gold Panda die ersten Male live spielte, begannen die Fans zu tanzen. Ihm war das ein bisschen unheimlich, weil er seine Musik nicht im Club verortete, aber so passte er seine Musik an. Sein nun drittes Album "Good Luck and Do Your Best" sollte eigentlich ein ganz anderes werden. Derwin Schlecker ist seit seiner Faszination für Manga Comics ein großer Japan-Fan. Oft hat er das Land besucht und sogar die Sprache gelernt.
"Japan ist mein Rückzugsraum, wann immer ich Zeit habe. Und dann habe ich beschlossen, Field Recordings aufzunehmen. Ich wollte ein Fotobuch herausbringen zusammen mit einem Fotografen und dazu die Field Recordings. Aber dann habe ich doch ein gewöhnliches Album gemacht. Ein Field Recording habe ich dafür benutzt."
Und zwar im ersten Stück "Metal Bird", nämlich das Rauschen, das aus dem Kopfhörerausgang im Flugzeug vor dem Start kommt, wenn noch kein Programm gespielt wird, und die Stewardess, die die Sicherheitseinweisung vorträgt. Dieses erste Stück war der Startpunkt. Nicht annähernd hat Gold Panda schon einmal solange an einem Album gearbeitet, nämlich zwei Jahre. Dagegen waren die drei Wochen für das Debut ein Klacks.
"Das war wirklich ein Experiment und ich war etwas besorgt, dass ich den roten Faden verlieren würde. Aber letztendlich habe ich ein klanglich sehr geschlossenes Album geschaffen, obwohl ich solange gewartet habe. Manche der Stücke fühlen sich jetzt bloß etwas alt an. Es ist nicht einfach, die emotionale Bindung zu halten, wenn ein Track vor einem Jahr geschrieben wurde."

Das Album wirkt frisch

"Good Luck and Do Your Best" macht Spaß zu hören. Das mag auch an der prinzipiellen Arbeitsweise von Gold Panda liegen jeden Song an einem Tag fertigzustellen und ihn nicht zu überproduzieren. Dass er trotzdem zwei Jahre gebraucht hat, lag mehr daran, die richtigen Songs aus den prall gefüllten Schubladen herauszusuchen. Das Album wirkt frisch, warm und, wie schon erwähnt, schwer zu kategorisieren. Und – es ist ein fröhliches Album.
"Ich war etwas besorgt, dass es deswegen ein bisschen minderbemittelt rüberkommen würde. Viel elektronische Musik wird heutzutage durch cleveres Marketing als ziemlich dunkel konzipiert und vermarktet. Und die Leute haben dann Angst zu sagen, dass sie die Musik nicht mögen, weil sie dann dem Vorwurf ausgesetzt sind, sie nicht zu verstehen. Darum habe ich ein Happy-go-lucky-Album gemacht – vielleicht ist das nicht so cool heutzutage."
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