Originalton

Die Verbotene Stadt

Die Verbotene Stadt in Peking
Eine Sammlung von Höfen und Palästen: die Verbotene Stadt in Peking © picture-alliance / dpa
Von Hans von Trotha · 30.10.2014
Unter dem Titel "Lost in China" ist der Autor Hans von Trotha in der Reihe "Originalton" dem verlorenen Zentrum Pekings auf der Spur. Über die Verbotene Stadt heißt es, einst hätten dort Geister mit Mauern um sich geworfen - eine Vorstellung, die ihn seitdem verfolgt.
So klingt es in der Verbotenen Stadt. Menschenmassen wälzen sich durch ummauerte Höfe gewaltigen Ausmaßes. Es ist jeden Tag, als würde das Volk den Palast stürmen. Allein würde man sich zwischen den kaiserlichen Hallen auch nicht so gern bewegen. Diese Architektur soll einschüchtern. Dagegen helfen die Touristenmassen.
Rainer Kloubert: "Die Kaiserstadt lag um die Verbotene Stadt. Es war ein größeres Viereck, und auf der südöstlichen Seite lag die Verbotene Stadt. Es schloss die Verbotene Stadt ein. Das wird auch oft durcheinandergeworfen – Kaiserstadt und Verbotene Stadt."
Phil Dera: "Tatsächlich hat mir die Kaiserstadt mehr geholfen, um Peking zu verstehen, nicht unbedingt der Garten. Ich denke, der Garten ist eine Verlängerung der Kaiserstadt gewesen, was er de facto ja auch war, die Sommerresidenz."
Ich hatte immer gedacht, Verbotene Stadt sei der Euphemismus für einen großen Palast. Aber es ist wirklich eine Stadt, bestehend aus einer Vielzahl von Höfen und Häusern.
"Peking war ein Laternenland"
9.999 Räume, heißt es, hat die Verbotene Stadt. Der Himmlische Palast hat 10.000. So viel Respekt, fand man damals noch, muss sein. Der Schriftsteller Rainer Kloubert, der uns der Gärten wegen nach China gelockt hatte, sitzt derzeit an einem Buch über Peking vor der Zerstörung. Er konnte dem Fotografen Phil Dera und mir alle, wirklich alle Fragen zum alten Peking beantworten. Das, erklärte er uns, war ein Labyrinth aus Mauern.
Rainer Kloubert: "Peking war ein Laternenland. Es gab hier ich weiß nicht wieviele Dutzende von unterschiedlichen Laternen. Man musste die ja haben, denn es gab kein elektrisches Licht ... in den Gassen musste man Laternen haben, um sich zurecht zu finden. Wenn also Bewohner von Peking abends ohne Laternen ausgingen, stießen sie meistens nach ein paar Metern gegen eine Mauer. Und das hieß dann, dass damit Geister um sich werfen. Das war damals die wissenschaftliche Erklärung."
Die Vorstellung mit Mauern um sich werfender Geister verfolgt mich seither bis in den Schlaf.
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