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Bildung statt Öl

Ein knappes Dutzend deutscher Studierender nimmt ab diesem Wochenende an einer E-Learning-Konferenz an ungewöhnlichem Ort teil. Die E-Ducation 2005 wird von Studenten für Studenten organisiert und findet in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Das Land arbeitet stetig daran, sich von einem reinen Öllieferanten zu einem Dienstleistungsanbieter zu wandeln. Ausbildung spielt dabei eine wichtige Rolle.

Von Grit Kienzlen | 18.02.2005
    Abdallah Hasan ist so was wie ein Manager der Technischen Hochschulen der Vereinigten Arabischen Emirate, und so redet er auch:

    Als wir 1988 mit unserem College anfingen, war unser Ziel, junge Staatsbürger zu produzieren, die qualifiziert sind nach Weltmarkt-Standards.

    Ein Viertel der Bevölkerung der Emirate ist jünger als 15 Jahre. Der Landstrich bereitet sich seit Jahren auf den Strukturwandel vor, weg vom Öl hin zu Tourismus, Logistik, Finanzdienstleistungen. Dort sollen die Jobs für die Jungen entstehen, Frauen wie Männer, die ihre Ausbildung dafür unter anderem an den Higher Technical Colleges erhalten, einer Hochschule, die ihr Programm an 12 Standorten im ganzen Land anbietet. Dort lernen sie unter paradiesischen Bedingungen, wie Paul Mace, zuständig für die technische Lernunterstützung berichtet:

    Die Ausbildung hier ist kostenlos, aber wir verlangen von allen Studenten, dass sie sich einen Laptop anschaffen. Auf unserem Campus gibt es überall drahtlosen Internet-Zugang, dieses Jahr benutzen wir einen Tablet PC, immer mit der neuesten Centrino-Technologie.

    Alles am College ist neu und technisch auf der Höhe der Zeit. Polierter brauner, weißer und schwarzer Stein in der Eingangshalle sind in geometrischen Mustern gelegt. Technischer Schnickschnack wurde unauffällig integriert. Einer von fünf Kursen, den die Studenten belegen, soll idealerweise ein Online Kurs sein. Die Inhalte dafür werden gemeinsam mit Industriepartnern geschaffen.

    Nicht immer, heißt es allerdings hinter vorgehaltener Hand, ist die Motivation, vor allem der männlichen Studenten entsprechend. Das kann man leicht verstehen, wenn man über den mit Nobelkarossen gut bestückten Studentenparkplatz schlendert. Wofür da noch arbeiten?

    Einen Motivationsschub soll nun wieder die Studentenkonferenz E-Ducation bringen, zu der Abu Dhabi bis zu 600 Studierende aus mehr als 70 Ländern erwartet, erzählt Bret Matheson, der aus Kanada stammende Vorsitzende des studentischen Organisationskomitees:

    Das Hauptziel der Konferenz ist es, Studierenden die Gelegenheit zum Gespräch zu geben darüber, was es bedeutet im Informationszeitalter zu studieren. Sie kommen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund und aus verschiedensten Disziplinen und stellen ihre Sichtweisen dar.

    Nordamerika und Westeuropa sind gut vertreten bei dem Meeting, aber es kommen auch viele Studierende aus dem Fernen Osten und einige aus Afrika.

    Wir wollen die Veranstaltung so zugänglich wie möglich machen und unabhängig von der finanziellen Situation der Teilnehmer. Alle ihre Ausgaben hier vor Ort übernimmt das Technische College, also Unterbringung, Essen und Transport. Das einzige was wir erwarten, ist dass die Studenten ihr Flugticket selbst bezahlen. In vielen Fällen, helfen wir ihnen, auch dafür Sponsoren zu finden und gelegentlich unterstützen wir Teilnehmer aus unterrepräsentierten Gegenden der Welt sogar selbst.

    Wer teilnehmen möchte, muss sich mit einem E-Learning-Thema bewerben, über das er bei der Konferenz gerne sprechen würde. Für dieses Jahr sind die Fristen dafür natürlich um, aber die Sponsoren in den Vereinigten Arabischen Emiraten werden die Konferenz aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren fördern. Für sie ist das Ereignis eine wichtige Imagewerbung, durch die sie sich einer heranwachsenden Weltelite als Schweiz des Nahen Ostens präsentieren können, wohlhabend modern und politisch neutral. Bret Matheson vom studentischen Organisationskomitee formuliert es aus Sicht der Teilnehmer:

    Sie haben die Chance, die Emirate und den Mittleren Osten zu erleben und in vielen Fällen Ängste und Sorgen und auch Vorurteile abzulegen, die sie über den Mittleren Osten hegen.

    Zwar sind die Vereinigten Arabischen Emirate mit ihrem erklärten Willen, sich zu öffnen; Tourismus, Medien, Banken und Internetfirmen ins Land zu holen sicher nicht repräsentativ für den Mittleren Osten, aber sie sind doch eine Facette davon, die Studierende bei der E-Ducation-Konferenz erleben können.