Optimismus und Empathie

Wunschlos – unglücklich?

Schüler schreiben SMS und telefonieren am 22.04.2013 auf einem Schulhof in Braunschweig (Niedersachsen).
Im digitalen Zeitalter werden Wünsche mit dem Smartphone verschickt. © picture alliance / dpa
Moderation: Matthias Hanselmann · 24.08.2014
Im Rätselmagazin "Sonntagmorgen" geht es diesmal um das Wünschen: Wie freundliche Rituale und kleine Gesten des Mitgefühls Optimismus verbreiten – und den Alltag lebenswerter machen.
"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte einst ein König..." Könige haben wir nicht mehr und auch die Wünsche der Menschen haben, scheint es, ihre Wirkung im Laufe der Jahrhunderte verloren.
Dennoch ist der Umgang im Alltag - auch in unserem digitalen Zeitalter - von vielfältigen Wünschen geprägt. Man simst sich Neujahrs- oder twittert Geburtstagswünsche. Durch unser Dasein ziehen sich zahlreiche Wunsch-Rituale, die positive Energie schaffen, die Optimismus und Empathie frei setzen.
Man wünscht sich "guten Appetit", "gute Reise", "toi, toi, toi" oder man schickt bei einer Sternschnuppe einen diskreten Wunsch in die Nacht, wohl wissend, dass der beabsichtigte Effekt wahrscheinlich leider nicht eintritt, im Gegensatz zu den "guten alten Zeiten".
Also: Wünschen hilft erfahrungsgemäß nicht, aber ohne die guten Wünsche unserer Mitmenschen wäre die Welt ein wenig kälter, unfreundlicher.
Die Zwitschermaschine (Audio)
"Heiße, fromme, letzte Wünsche – Ein Cross-Over-Wunsch-Konzert"
---Vorspann: Quietschen/Zwitschern/Flöten/Gackern
---"Ich wünscht' ich wär' ein Huhn..."
...Ein skurriler Wunsch, von dem von vornherein klar ist, dass die Möglichkeiten für seine Verwirklichung ziemlich gering sind. Aber es gibt auch die echten Wünsche, deren Erfüllung eine wirkliche Herzensangelegenheit sind.
--------"Wenn ich einmal reich wär'"
"Wo man am meisten drauf erpicht, gerade das bekommt man nicht."
Konstatiert Wilhelm Busch. Und verreimt hier die leidige Erfahrung, dass Wünsche und deren Erüllung zwei ganz verschiedene Dinge sind.
Nichtsdestoweiniger wird es immer wieder versucht. Es könnte ja doch mal klappen.
------"I Wish I was in New Orleans"
Weit verbreitet sind die vielfältigen Ortsveränderungswünsche.
Das träumende Ich wünscht sich irgendwo zu sein, wo es gerade nicht ist.
-----------"Wishing on A Star"
...wo man dem Alltagstrott entfliehen kann...
Wo man freundliche Leute oder gute Musik vermutet, wo das Wetter schön ist oder wo sich die Liebste aufhält.
---"Kleine Möwe flieg nach Helgoland"
Es gibt sehnliche oder sogar sehnlichste Wünsche, kühne Wünsche
---"Wenn ich mir was wünschen dürfte"
...und von ganz besonderer Bedeutung sind letzte Wünsche, die auf dem Sterbebett oder unter dem Galgen geäußert werden...
---Soundtrack "Der Einsteiger"
Es gibt komponierte Wünsche, gesungene oder getanzte, oder von höheren Töchtern Klavier gespielte.
---The maiden's wish
Manche Menschen hegen böse Wünsche oder auch heimliche, innige, fromme Wünsche...
"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte einst ein König..."
...so beginnt eines der Grimmschen Märchen, die sind bekanntlich voller Wünsche, oft erscheinen sie im Dreier-Paket. Und zumeist gehen die Protagonisten sehr ineffizient mit ihren tollen Chancen um, dafür kommt ordentlich Dramatik und Magie in die Geschichten, die dann analog auch in zahlreichen Partituren, auf Opern- oder Ballettbühnen und natürlich in Musikarchiven zu finden sind.
---Cinderella
Beim zuständigen Personal für alle möglichen Wunsch-Konstellationen handelt es sich in den meisten Fällen um Feen, alte Weiber, Zwergengestalten, Flaschengeister. Die stets im Kampf zwischen Gut und Böse auf der richtigen Seite stehen. Während man in der harten Wirklichkeit nicht mit solcher Unterstützung rechnen kann.
---"Alle Wünsche kann man nicht erfüllen"
Und deshalb erklärt Pierrot Lunaire schwärmerisch...
---"ein glückhaft Wünschen macht mich froh" (Pierrot Luinaire)
...und meint wohl damit, dass das Wünschen einen Wert an sich darstellt. Wünschen gewissermaßen L'Art pour L'Art, als eine Art gelebter Freiheit, mit therapeutischem Effekt für gestresste Seelen.
---"Mein Wunsch mein Begehren..." (Die Gedanken sind frei)
Wünschen vielleicht sogar als diskrete Strategie in schwierigen Zeiten zurecht zu kommen
, wodurch wir alle in den Stand gesetzt werden, uns in eine imaginäre, bessere, heitere Welt hineinzuträumen.
---"Ich wollt ich wär' ein Huhn"
---"Das wünscht' ich immer schon"
---Hühner-Gackern

Musikalisches Histörchen

CLAUDIA
Wünsche, immer nur Wünsche
Uwe
Was hast du dagegen
CLAUDIA
Ich finde, die Menschen sollten mal kräftig in die Hände spucken und sich nicht einfach von der Wunschfee alles in den Schoß werfen lassen
Uwe
Aber wenn einer vergisst, dir Geburtstagswünsche zu übermitteln, dann biste sauer
CLAUDIA
Nö, ich mach das dann wie der Who-Drummer Keith Moon. Zur Feier seines 21. Geburtstages steuerte der seinen Lincoln Continental am 24. August 1967 in den Swimming Pool des Holiday Inn in Flint und bescherte damit den Who einen lebenslangen Bann bei dieser Hotelkette.
THE WHO - MY GENERATION
Uwe
Übrigens 22 Jahre später feiern die WHO mit einem Wohltätigkeitskonzert das 20. Jubiläum ihrer Rockoper "Tommy" und Elton John war als "Pinball Wizzard" mit dabei.
CLAUDIA
Da hättest du dir gewünscht dabei zu sein, wa!
ELTON JOHN - PINBALL WIZZARD
Uwe
Ich gebe zu ich flipper gerne, aber irgendwie sind diese Automaten ja kaum noch zu finden. Und wenn wir schon bei Jubiläen und Geburtstagen sind, 1905 wurde Arthur "Big Boy" Crudup geboren und ohne den, hätte es vielleicht, keinen Elvis gegeben.

ARTHUR CRUDUP - THAT’S ALL RIGHT
CLAUDIA
Jaaaa, aber ohne Little Richard und Buddy Holly auch nicht. Am 24. August 1956 spielte Little Richard in Lubbock, Texas, und im Publikum saß, Mund weit offen, Buddy Holly und war zutiefst beeindruckt.

BUDDY HOLLY - RAVE ON

Uwe
Und dann gibt es ja auch noch ganz andere Wünsche…..
CLAUDIA
… ein Haufen Geld, Glück, Zufriedenheit und vor Allem Gesundheit…
Uwe
Und der Wunsch die Schwester eines berühmten Popmusikers zu sein. 1998 erklärte, die damals 53 Jahre alte, Ingrid Petersen, sie wäre die lang vermisste Halbschwester von John Lennon und sie hätte nur deshalb so lange geschwiegen, weil sie ihrer inzwischen verstorbenen Adoptiv-Eltern schützen wollte.
YOKO ONO - SISTERS, O SISTERS
CLAUDIA
Bleiben wir doch bei den Beatles.
Uwe
Die haben wohl für jeden Tag eines Jahres irgendetwas zu bieten?
CLAUDIA
Könnte stimmen, hab‘ ich so noch nicht überprüft. 1967 jedenfalls waren drei von ihnen - John Lennon, Paul McCartney und George Harrison zu Gast bei einem Vortrag von Maharishi Mahesh Yogi. Der Anfang jedenfalls von Georges Indienliebe.
THE BEATLES - NORWEGIAN WOOD
CLAUDIA
So und was gab es in den Charts, das ist doch dein Lieblingskind…
Uwe
Ja, irgendwie schon. Jedenfalls standen THE BROWNS mit ihren drei Glocken in den USA auf Platz 1, das war 1959.
THE BROWNS - THE THREE BELLS
CLAUDIA
Und in England war es der gerade die Schlagzeilen füllende Cliff Richard mit LIVING DOLL.
CLIFF RICHARD - LIVING DOLL
CLAUDIA
Sicher hätte sich Sir Cliff auch was anderes gewünscht als diese Kinderschänder-Schlagzeilen mitten in seinem Urlaub.
Uwe
Wäre ich jetzt böse, dann würde ich sagen, das war „am Tag, als der Regen kam“. Dieses Lied von Dalida war in Bundesdeutschland der Spitzenreiter.
DALIDA - AM TAG ALS DER REGEN KAM

Auflösung
In unserem Musikrätsel haben wir heute die Stadt Marseille gesucht. Die größte Stadt Frankreichs, deren labyrinthische Altstadt während des Zweiten Weltkrieges zerbombt wurde. Über die Stadt wurde – so sagt man – die Pest nach Europa eingeschleppt. In den letzten Jahren erlebte die Stadt durch die TGV-Strecke Marseille-Paris einen wirtschaftlichen Aufschwung. Heute durchlebt Marseille einen Wandel: Immer mehr Investitionen gehen in Kultur und in architektonische Neubauten von berühmten Architekten. Ansonsten ist Marseille mit seiner Nähe zum Meer, mit einer eigenen Muschelzucht und Anisschnaps für kulinarisch interessierte Besucher attraktiv. Die Musiker der Hip-Hop-Gruppe IAM und der Ex-Fußballstar Zindedine Zidane zählen zu den berühmten Persönlichkeiten der Stadt.