Oper

Schlachtszenen mit viel Theaterblut

Von Franziska Stürz · 05.04.2014
Kriegsschauplätze und getötete Kindersoldaten in Eisenkäfigen - Georg Schmiedleitners Bilder sind drastisch. Am Pult lotet Marcus Bosch die emotionalen Extreme der Musik geschickt aus. Und auch die Sänger sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
Nürnberg kann sich glücklich schätzen, ein Ensemble aus Sängern zu haben, die wie der in Fischer-Dieskau-Qualität gestaltende Südkoreaner Antonio Yang im Ring sowohl den Alberich als auch den Wotan übernehmen können. Oder wie der Tenor Vincent Wolfsteiner, der nach einem erstklassigen Loge im Rheingold vergangenen Dezember nun als phänomenaler Siegmund überrascht und überzeugt.
Die Liste kann noch weiter geführt werden, denn auch die Frauen - Roswitha Müller als Luxus-Fricka, die sich im zweiten Akt der Walküre souverän gegen ihren Gatten Wotan durchzusetzen weiß, Rachael Tovey als ebenso kindliche wie hochdramatische Brünnhilde und Ekaterina Godovanets als jugendliche Sieglinde - ziehen das Publikum durch lebendige Darstellung und vorbildlichen Gesang in den Bann. Trotz langer Monologe besteht in der Nürnberger Walküre keinerlei Gefahr von Langeweile.
Zerstörendes Brummen der Windturbine
Marcus Bosch am Pult der Nürnberger Staatsphilharmonie folgt konsequent dem dramatischen Dialog, lotet die emotionalen Extreme der Walküre geschickt aus, ohne - bis auf einige Stellen - die Text- und Sängerverständlichkeit hintanzustellen. Angemessen dröhnendes Pathos und Gänsehautmomente bei Wagner- Lieblingshits gibt es zur Genüge, denn auch die leisen, kammermusikalischen Töne gelingen in der Nürnberger Walküre. Schade nur, dass die laut brummende Windturbine das fein gewebte "Winterstürme wichen dem Wonnemond" zerstörte.
Ansonsten inszenierte Georg Schmiedleitner nämlich durchaus musikalisch, wobei er sich auch dazu bekennt, dass er dem Publikum gerne einmal neue, unerwartete Bilder präsentiert. Seine Bilder von Kriegsschauplätzen und Abschlachten sind durchaus drastisch, es fließt in Tarantino-Manier ordentlich Theaterblut. Aber seine Walkürenritt-Szene, in der die hyänenähnlichen Rockerbräute getötete Kindersoldaten in Eisenkäfigen sammeln ist tatsächlich schockierend gut. Seine Götterwelt ist absolut menschlich gezeichnet, und die Probleme und Verstrickungen dieser Menschen mit Macht werden von allen Beteiligten mit großer Lust und Detailverliebtheit dargestellt.
Auch der zweite Teil der Nürnberger Ring-Produktion ist - nicht nur für Wagnerfans - definitiv eine Reise in die Frankenmetropole wert.
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