Oper

Liebe ohne Shakespeare

Der Dirigent Karel-Mark Chichon
Karel-Mark Chichon leitet eine Aufführung von Bellinis Oper "I Capuleti e i Montecchi" © Marco Borggreve/RSB
03.01.2015
Der Streit zwischen den verfeindeten Veroneser Clans und die unrealisierbare Liebe - kaum eine Geschichte ist öfter vertont worden. Vincenzo Bellinis Version von "Romeo und Julia" kam vor sechs Wochen konzertant auf die Bühne in Baden-Baden.
Chopin liebte ihn, Heine verehrte ihn und die meisten Pariser pfiffen seine Arien mindestens genauso häufig und gern wie die seines Konkurrenten Rossini. Vincenzo Bellini gilt als heimlicher Opernstar Mitteleuropas in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch wenn seine Werke nicht im geringsten so regelmäßig gespielt werden wie die seiner zeitgenössischen Landsleute.
Dass er eine Oper auf den Stoff von "Romeo und Julia" schrieb, ohne die dramatische Vorlage Shakespeares zu kennen und zu verwenden, macht die Sache noch interessanter, aber nicht weniger traurig. Der Ausgang der unglücklichen Beziehung zweier Veroneser Jugendlicher aus gutem Hause ist tragisch, das Schlussduett der Sterbenden nicht weniger herzergreifend als in den anderen vergleichbaren Werken.
Ein besonderer Leckerbissen für die Freunde des Belcanto dürfte dieses Gastspiel der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern mit ihrem Chefdirigenten Karel-Mark Chichon sein. Wir bringen diesen konzertanten Opernabend in einer Aufzeichnung aus dem Festspielhaus Baden- Baden in quasi familiärer Eintracht: Die Rolle des Romeo übernimmt nämlich in dieser Produktion die Gattin des Chefdirigenten, die lettische Star-Mezzosopranistin Elîna Garanca. Der restliche Cast ist nicht weniger prominent und sorgt für Hörgenuss. Die Produktion war auch in Genf zu erleben, da der Chor des Grand Théâtre de Genève mit von der Partie ist.
Festspielhaus Baden-Baden
Aufzeichnung vom 27. November 2014
Vincenzo Bellini
"I Capuleti e i Montecchi"
Opera seria (Tragedia lirica) in zwei Akten
Libretto: Felice Romani
Romeo - Elîna Garanca, Mezzosopran
Giulietta - Aleksandra Kurzak, Sopran
Tebaldo - Yosep Kang, Tenor
Capellio - Matthias Hausmann, Bass
Lorenzo - Nahuel Di Pierro, Bass
Chor des Grand Théâtre de Genève
Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern
Leitung: Karel Mark Chichon