Oper in deutschen Ländern

Germanisches Pasticcio

Die Mezzosopranistin Almerija Delic als Lucius in Telemanns "Germanicus" am Theater Osnabrück
Almerija Delic als Lucius in Telemanns "Germanicus" am Theater Osnabrück © Jörg Landsberg/Theater Osnabrück
15.08.2015
Römische Rache für die Varus-Schlacht - Georg Philipp Telemann hat eine Oper aus dem Feldzug des Germanicus gemacht. Ganz in der Nähe des antiken Kampforts hat jetzt das Theater Osnabrück dieses Opernfragment neu inszeniert.
Telemanns Oper "Germanicus" ist nur bruchstückhaft überliefert. Wahrscheinlich ist diese szenische Umsetzung am Theater Osnabrück die erste überhaupt nach über 300 Jahren. Um eine spielbare Fassung herzustellen, hat man in der Friedensstadt auf Ergänzungen zurückgreifen müssen, schon allein deshalb, weil die originale Musik der Rezitative vollends verloren gegangen ist. So entstand am Ende ein "Pasticcio", eine Collage verschiedener Werke Telemanns, ganz im Sinne des liberalen barocken Urheberrechts!
Die Handlung spielt im Jahre 15 nach Christus: Ein römischer Feldherr mit dem Künstlernamen Germanicus zieht mit einem großen Heer nach Germanien, um die Niederlage des Varus sechs Jahre zuvor zu rächen – und es gelingt ihm, die widerständigen teutonischen Barbaren unter Führung des Arminius zu besiegen. Politische Intrigen und Liebeswirren reichern die historisch verbürgten Ereignisse an.
Osnabrück ist für dieses Projekt nicht zuletzt geographisch prädestiniert, denn die wahre Geschichte hat sich wohl damals in der unmittelbaren Nähe der Stadt abgespielt. Vor diesem Hintergrund haben die Librettistin Christine Dorothea Lachs - eine sächsische Dichterin, die für Telemann insgesamt drei Libretti geschrieben bzw. übersetzt hat - und der Komponist Georg Philipp Telemann eine auf den ersten Blick recht wüste und auch absurde Geschichte entwickelt.
Wo liegen aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts die Schwerpunkte, was macht Germanicus auch für uns interessant? Wie kann es gelingen, die Zeit- und Handlungsebenen, Fiktion und reale Historie sinnfällig zu verknüpfen? Antworten darauf hat man in Osnabrück mit diesem Germanicus-Pasticcio gefunden.
Theater Osnabrück
Aufzeichnung vom 20. Juni 2015
Georg Philipp Telemann
"Germanicus" - Oper in zwei Handlungen
Libretto: Christine Dorothea Lachs
Osnabrücker Fassung der Oper
Germanicus - Shadi Torbey, Bassbariton
Agrippina - Erika Simons, Sopran
Caligula - Leslie Visco, Sopran
Florus - Antonio Giovannini, Altus
Lesbus - Genadijus Bergorulko, Bassbariton
Segestes - Mark Hamman, Tenor
Claudia - Lina Liu, Sopran
Arminius - Jan Friedrich Eggers, Bariton
Lucius - Almerija Delic, Mezzosopran
Orchester des Theaters Osnabrück
Leitung: Daniel Inbal