Online-Medium Özgürüz

"Fair und unvoreingenommen über die Türkei berichten"

Der Journalist Markus Grill
Der Journalist Markus Grill © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Markus Grill im Gespräch mit Anke Schaefer · 24.01.2017
Um den Einschränkungen der Pressefreiheit in der Türkei etwas entgegenzusetzen, gibt es jetzt das deutsch-türkische Online-Medium "Özgürüz". Innerhalb von nur einer Stunde habe "Özgürüz" bereits 5.000 Abonnenten gehabt, so Markus Grill.
"Es gibt überhaupt kein Land, wo mehr Journalisten im Gefängnis sitzen als in der Türkei", sagt der Journalist Markus Grill vom Recherchezentrum Correctiv. Um den dortigen Einschränkungen der Pressefreiheit etwas entgegenzusetzen, hat Correctiv jetzt das deutsch-türkische Online-Medium "Özgürüz" (Wir sind frei) gestartet.
Als erstes ging in der Nacht ein Text des früheren "Cumhuriyet"-Chefredakteurs Can Dündar zur Situation der Medien in der Türkei online, sagte Grill im Deutschlandradio Kultur. Innerhalb von nur einer Stunde habe "Özgürüz" bereits 5.000 Abonennten gehabt, die meisten davon aus der Türkei.
"Die meisten Geschichten werden auf der türkischen Seite stattfinden und auch sozusagen nachrichtenstärker, kleinteiliger sein", so Grill weiter. Auf Deutsch werde man dagegen eher Hintergrundstücke veröffentlichen. "Einem deutschen Publikum muss man andere Dinge erklären, als man türkischen Lesern erklären muss."

Es gelten strenge journalistische Kriterien

Ob "Özgürüz" auch wirklich von der Türkei aus aufgerufen werden könne, lasse sich nicht hundertprozentig sicherstellen, räumt Grill ein. "Erdogan hat ja auch bisher schon versucht, freie Informationen über das Internet massiv einzuschränken. Er hat sogar vor kurzem mal wörtlich gesagt: Twitter, das werden wir abstellen. Er hat auch immer wieder bei kritischen Geschichten die Übertragungsgeschwindigkeiten reduziert, also dass man Facebook-Seiten nicht aufrufen konnte."
Andererseits sei "Özgürüz" nicht so einfach abzustellen, schon aufgrund der Bekanntheit des Chefredakteurs Can Dündar und seines Kollegen Hayko Bagdat. "Die sind in einer Weise populär, wie man das in Deutschland von Journalisten gar nicht kennt. Zum Beispiel Can Dündar hat auf Twitter 3,8 Mio. Follower." Auch Hayko Bagdat habe eine Million Follower. "Die haben da allein über Twitter sehr viele Möglichkeiten, Leute zu erreichen."
Das neue Online-Medium werde nach strengen journalistischen Kritierien arbeiten, betont Grill. "Dafür stehen auch die zwei Kollegen. Das sind absolut integre Journalisten, Can Dündar und Hayko Bağdat, und denen geht es genau darum, dass sie fair und unvoreingenommen berichten, dass sie zwischen Nachricht und Meinung trennen, dass sie nicht verzerren, nicht übertreiben." (uko)
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