Online-Kiosk "Blendle"

Journalistische Perlen, die Geld kosten

Marten Blankesteijn
Marten Blankesteijn, Chef des niederländischen Online-Dienstes Blendle am 21. Mai 2015 in Berlin. © picture alliance / dpa / Foto: Kay Nietfeld
Christoph Sterz im Gespräch mit Timo Grampes · 01.07.2015
Der niederländische Online-Kiosk "Blendle" ist quasi das iTunes für journalistische Texte und hat nach einem Jahr schon mehr als 300.000 Nutzer. Die deutsche Version startet heute. Zu kaufen gibt es Einzeltexte aus der SZ, der Welt, dem Spiegel und der Zeit.
Bis Ende des Jahres will das Unternehmen in Deutschland starten und lässt jetzt schon mal 1000 Nutzer das Angebot testen, darunter auch unser Autor Christoph Sterz.
So wird ihm auf seinen mobilen Geräten eine Seite mit vielen kleinen Boxen angezeigt, in denen Überschriften und die ersten Zeilen von den Zeitungsartikeln stehen, die auf der Plattform angeboten werden. Durch diese Boxen kann man blättern und "falls mir die Überschrift gefällt oder auch die kurze Zusammenfassung, dann kann ich auf den Artikel drauf klicken und den Artikel kaufen", sagt Christoph Sterz.
Angeboten werden Publikationen von der Süddeutschen Zeitung, der FAZ, Neon, Washington Post und Economist. "Und das ist damit schon eine größere Vielfalt als Konkurrenten wie ´Readly` oder ´Pocketstory` anbieten."
50 bis 90 Cent pro Artikel
Die genauen Preise stehen pro Artikel bei "Blendle" allerdings noch nicht fest, weil jeder Verlag selbst entscheidet, wie die Preise für Artikel gestaltet werden. Allerdings sind bei "Blendle" selbst 50 bis 90 Cent pro längerer Magazintexte und 15 bis 30 Cent für Texte aus Tageszeitungen im Gespräch. Als Vergleich: eine Wochentagausgabe der Süddeutschen Zeitung kostet 2,50 Euro.
Es könne sich für einzelne Artikel lohnen, sagt Christoph Sterz, ansonsten wird es teuer. Eine Flatrate sei nicht geplant, aber eine Geld-zurück-Funktion, wenn einem der Text gar nicht gefalle.
Kinderkrankheiten im Online-Kiosk
Insgesamt sei "Blendl" ein einfacher Zugang zu "tollen journalistischen Texten", so Christoph Sterz. Zu verschiedenen Themenbereichen sei das Angebot aber noch recht dürftig. "Mir wird z.B. angezeigt, dass es zum Thema Medien genau drei Texte gibt, und die haben zum Teil mit Medien überhaupt gar nichts zu tun."
Und auch die Suche nach Stichworten würde noch nicht zufriedenstellend funktionieren. Er hoffe aber, dass seien nur Kinderkrankheiten, die "Blendle" noch bis Ende des Jahres behebt.
Sein Abschlussfazit: "Aus Lesersicht hat es viel Potential. Viele journalistische Perlen kann man dort entdecken." Die Grundfrage bleibe aber, ob Nutzer mittlerweile bereit seien, für journalistische Texte Geld zu bezahlen.
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