Oliver Stone

"Europa soll nicht immer tun, was Amerika verlangt"

Der Regisseur Oliver Stone
Der Regisseur Oliver Stone © dpa / picture alliance / Susanna Saez
Oliver Stone im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 13.10.2015
Immer wieder äußert sich Regisseur Oliver Stone in Filmen zu politischen Fragen und eckt damit in den USA oft an. Zum Beispiel mit einer TV-Serie zur "ungeschriebenen Geschichte" Amerikas. Jetzt ist das Begleitbuch zur Serie auf Deutsch erschienen.
2012 hat Oliver Stone eine zehnteilige Fernsehserie über die "ungeschriebene Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika" fertiggestellt, die, so der Regisseur, immerhin eine Million Zuschauer im Kabelfernsehen erreicht habe. Jetzt hat Stone gemeinsam mit dem Historiker Peter Kuznik ein Begleitbuch zur Serie herausgebracht. Es thematisiert die Schattenseiten der Geschichte des Aufstiegs der USA zur Supermacht des 20. und Jahrhunderts: von den blutigen Eroberungskriegen in Mittelamerika über die wirtschaftliche Kolonisierung Lateinamerikas, den alltäglichen Rassismus, die brutale Kriegseinsätze von Korea bis Afghanistan.
"Obama vertraut den Amerikanern nicht"
Auch der amtierende Präsident Barack Obama bekommt darin sein Fett weg: "Wir hatten ja sehr große Hoffnungen in Obama gesetzt. Wir hatten ja gehofft, dass er ein ganz anderes Verständnis haben würde, dass seine Regierung ganz anders arbeiten würde", sagt Oliver Stone. Obama hätte Reformen vorantreiben können, aber er habe es nicht getan. Stattdessen habe er Bushs Krieg gegen den Terror einfach nur weitergeführt. "Er hat gesagt, er sei stolz darauf, dass er sieben verschiedene Länder bombardiert hat", kritisiert der Regisseur. Außerdem habe er den Überwachungsstaat weiter ausgebaut und Whistleblower wie Edward Snowden verfolgt: "Obama vertraut einfach dem amerikanischen Volk nicht."
Europa soll unabhängiger werden
Stone mahnt die Europäer, den Amerikanern nicht einfach blind zu vertrauen und nicht immer das zu tun, was die Amerikaner von ihnen verlangten.
"Ich erinnere mich an ein unabhängigeres Europa. Meine Mutter war Französin. Ich bin teilweise auch in Frankreich aufgewachsen in den 50er-Jahren. Und de Gaulle ist damals aus der Nato ausgetreten. Auch die deutsche Kanzlerin könnte mehr tun. Man hat sie ausspioniert, und trotzdem hat sie sich nicht genug gewehrt."

Oliver Stone, Peter Kuznik: "Amerikas ungeschriebene Geschichte. Die Schattenseiten einer Weltmacht"
Aus dem Amerikanischen von Thomas Pfeiffer.
Verlag Propyläen, Berlin 2015.
386 Seiten, 22 EUR

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