Offene WLANs

Von Jörg Schieb · 07.11.2013
Wer ein offenes WLAN nutzt, hat keine Kosten und kann trotzdem bequem und schnell online gehen. Das Angebot in Deutschland ist nach wie vor recht dürftig. Doch das könnte sich jetzt ändern: Die Politik denkt darüber nach, gesetzliche Hürden zu beseitigen.
Wer ein offenes WLAN betreibt und jedem Zugang zum Internet bietet, lebt in Deutschland mit einem gewissen Risiko: Der Betreiber eines WLANs haftet für möglichen Missbrauch, etwa wenn ein Gast illegal Musikdateien kopiert oder einen Server angreift. Ein Risiko, das sich "Störerhaftung" nennt. Der WLAN-Betreiber hält den Kopf hin, wenn ein Gast sein Netzwerk missbraucht. Die Folge: Viele öffentliche WLANs wurden wieder dicht gemacht, etwa in Cafés oder an öffentlichen Plätzen. Oder man muss sich umständlich registrieren oder Zugangscodes besorgen, um das drahtlose Netzwerk nutzen zu können.

Deshalb gibt es in Deutschland deutlich weniger öffentlich zugängliche WLANs als im Ausland. In USA oder Asien ist es in der Regel kein Problem, ein freies WLAN zu finden, das jeder kostenlos nutzen kann. Damit sich das ändert, plant die Politik eine Lockerung der Störerhaftung. Betreiber von WLANs sollen nicht für die Schandtaten anderer belangt werden können. Das würde zweifellos die Bereitschaft erhöhen, mehr WLANs öffentlich und frei zugänglich zu machen.

Nicht nur für Touristen interessant
Einige Städte wie Berlin, Köln, Düsseldorf oder München setzen verstärkt auf ein offenes WLAN. Sie wollen an besonders häufig frequentierten Plätzen einen kostenlosen WLAN-Zugang anbieten, der jede Zugang zum Internet bietet. Das ist nicht nur für Touristen interessant, sondern überhaupt für alle, die sich in der Stadt bewegen. In der Regel ist in solchen City-Netzwerken eine Anmeldung erforderlich. In manchen WLANs kann man nur bestimmte Webseiten kostenlos aufrufen, etwa um sich über die Stadt zu informieren. Oder man kann eine bestimmte Zeit lang kostenlos surfen, in der Regel 30 Minuten am Tag. Wer mehr Onlinezugang will, der muss dafür bezahlen.

Interessant auch das Projekt "WLAN to go" der Telekom. Das Ziel: Ein möglichst flächendeckendes WLAN-Netzwerk in Deutschland, das allen zur Verfügung steht. Weil die Telekom nicht überall selbst WLAN-Hotspots aufstellen kann, bittet sie ihre Kunden um Mithilfe. Jeder DSL-Kunde kann sich einen speziellen Router der Telekom hinstellen, der gleichzeitig privates WLAN und öffentliches WLAN bietet.

Wenn der Kunde selbst nicht online ist oder die Bandbreite nicht voll ausnutzt, kann der Rest der Bandbreite von der Allgemeinheit genutzt werden. Dazu ist ein spezielles WLAN-Gerät nötig, das dafür sorgt, dass private und öffentliche Daten getrennte werden. Belohnung für alle, die sich einen solchen WLAN-Access Point in die Wohnung stellen: Freier Zugang in allen Hotspots der Telekom in Deutschland sowie die kostenlose Nutzung einiger Online- und Telefondienste. WLAN to go ist eine relativ simple Methode für die Telekom, mit geringem Aufwand ein deutlich dichteres WLAN-Netzwerk aufbauen zu können. Gleichzeitig würde das Mobilfunknetz entlastet. Die Störerhaftung entfällt für alle Kunden, die WLAN to go anbieten.
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