Ökonom Herbert Brücker

Unterbringung von Flüchtlingen: Die "Hauptlast" sollte der Bund tragen

Flüchtlinge sitzen vor weißen Zelten in der Erstaufnahmeeinrichtung Chemnitz
Was kostet ein Flüchtling und wer kommt dafür auf? Darüber streiten derzeit Politiker von Bund, Ländern und Kommunen © Jan Woitas/dpa
Herbert Brücker (IAB Nürnberg) im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 04.08.2015
Länder und Kommunen fordern mehr Geld vom Bund für die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Der Ökonom Herbert Brücker findet den Vorstoß "ordnungspolitisch sinnvoll". Flüchtlingspolitik sei eine "nationale Aufgabe".
Etwa 1000 Euro kostet ein Flüchtling die Länder jeden Monat, hat Berlin Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) vorgerechnet und gefordert, die Hälfte davon solle der Bund übernehmen. Auch die Kommunen wollen mehr Geld vom Bund für die Flüchtlingshilfe.
Dieser Vorstoß sei im Prinzip ordnungspolitisch sinnvoll, da die Asyl- und Flüchtlingspolitik im Wesentlichen eine Aufgabe des Bundes sei. meint der Ökonom Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. "Und damit sind natürlich auch die finanziellen Lasten dort überwiegend anzusiedeln." Brücker warnt jedoch davor, dem Bund die gesamten Kosten zu übertragen. "Wir müssen trotzdem die Kommunen und Länder an den Kosten der Unterbringung beteiligen, damit diese Sätze nicht ins Astronomische steigen, damit Anreize bestehen, dass man kostensenkend arbeitet."
Unterbringungskosten für Flüchtlinge regional unterschiedlich
Die vom Berliner Finanzsenator genannte Zahl von 1000 Euro pro Flüchtling und Monat sei wohl "ungefähr realistisch", so Brücker. Allerdings seien die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Land und in Ballungsräumen unterschiedlich. Diese lägen auf dem Land deutlich niedriger. "Insofern ist es ein bisschen schwierig, dort einen einheitlichen Kostensatz zugrunde zu legen." Umgekehrt seien die langfristigen Kosten für Flüchtlinge in Städten geringer, da dort deren Chancen auf Arbeitsmarktintegration besser seien.
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