Öko-Regionalprodukte

Bürger retten Bauernhöfe

Eine Kuh ist mit einem Dosimeter und GPS-System zu Forschungszwecken versehen. Die Forscher studieren den Einfluss Von Strahlungen aus dem Atomunfall auf die Rinder.
Die Milch der Kuh schmeckt nicht immer gleich: Und deshalb bieten die regional ausgerichteteten "Öko-Melkburen" die "Jahreszeiten-Milch" an. © imago stock&people
Von Axel Schröder · 28.08.2015
Gute Produkte und Unternehmen sollen in der Region bleiben - so lautet das Ziel der "Regionalwert AG". Der Verbund soll auch dabei helfen, kleine Bauernhöfe am Leben zu erhalten und die wachsende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln zu bedienen.
Mausi steht stoisch auf ihrer nassgeregneten Wiese. Mausi ist eins von 23 so genannten Schwarzbunten Niederungsrindern auf der Koppel von Hans Möller.
"Die gibt so knappe 20 Liter am Tag. Mausi ist achteinhalb Jahre alt und eine gestandene Kuh im besten Alter! Und sie darf noch gerne doppelt so alt werden. In ihren achteinhalb Jahren brauchte sie noch keine Tierarzt, die ist kerngesund. Und sie trottet jetzt weiter und will wahrscheinlich noch ein bisschen fressen..."
Mausi geht ihrer Wege, drei junge Kälber springen zwischen den älteren Tieren der Herde umher. Hans Möller führt den Betrieb zusammen mit seiner Frau Anette. 2011 haben die beiden sich mit zwei anderen Betrieben zusammengetan und die "Öko-Melkburen" gegründet, hochdeutsch: die "Öko-Milchbauern". Ihr Produkt ist die "Jahreszeiten-Milch": immerhin, so Hans Möller, schmecke die Milch ihrer Kühe nicht immer gleich. Also gibt es im Lauf eines Jahres die "Frühlings-", "Sommer-", "Herbst-" und dann die "Wintermilch".
Eine Perspektive für die Landwirte vor Ort
Veredelt wird die Milch der "Öko-Melkburen" in der kleinen "Meierei Horst" in Schleswig-Holstein. Die stand vor ein paar Jahren kurz vor der Schließung. Und wurde dann von einer Genossenschaft rund um die "Melkburen" übernommen. Ihnen geht es darum, Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region zu erhalten, den Landwirten vor Ort eine Perspektive zu bieten. Und damit für die Zukunftspläne auch das nötige Kapital zur Verfügung steht, gründeten Hans Möller, seine Frau und eine Handvoll Mitstreiter im letzten Jahr die "Regionalwert AG". Geleitet wird die Aktiengesellschaft von den beiden Vorständlern Malte Bombien und Ulf Schönheim:
"Dadurch, dass man vom Acker bis zum Teller, vom landwirtschaftlichen Betrieb bis zum Handel die Betriebe zu einem Verbund zusammenschließt, bekommt man dann eben eine gute Mischung und kann eben gewährleisten, dass die guten Projekte, die guten Produkte und die guten Unternehmer in der Region bleiben und wieder mehr werden. "
Absatzmärkte für Bio-Lebensmittel
Bauern, Schlachtereien, Zwischenhändler, Meiereien, Bäckereien, Brauereien, Handelsketten und Endkunden können sich an der AG beteiligen, sich so enger aneinander binden und Absatzmärkte für Bio-Lebensmittel in der Region Hamburg / Schleswig-Holstein sichern, erklärt Ulf Schönheim.
"Und die verpflichten wir mit der Investition auf soziale und ökologische Kriterien. Es vernünftig, es enkeltauglich zu machen, dass es in 30 oder 50 Jahren noch funktioniert. Und darauf, sich möglichst viele Produkte abzunehmen. Dass nicht nur das Geld in der Region bleibt, sondern auch die guten Produkte in der Region bleiben. Und der Aktionär, der am Anfang das Geld gibt, der ist am Ende auch Kunde. Und dadurch, dass ihm über unsere Aktien von jedem dieser Betriebe ein kleiner Teil gehört, hat er ein großes Interesse daran, möglichst viel bei seinen eigenen Betrieben zu kaufen."
Mit 150.000 Euro Grundkapital ist die Regionalwert AG im letzten Jahr gestartet. Mittlerweile hat sie rund 650.000 Euro eingesammelt. Von Privatpersonen, von kleinen und großen Betrieben. Mit dabei sind der Bio-Saft-Hersteller Voelkel aus dem Wendland und auch die Hamburger Drogeriemarktkette Budnikowsky, die ihr Angebot an Bio-Lebensmitteln in den letzten Jahren stetig erweitert hat.
Die Idee der Vernetzung stammt aus Süddeutschland
Die Idee der Vernetzung, der gegenseitigen Unterstützung der regionalen Bio-Lebensmittel-Wirtschaft stammt aus Süddeutschland. Fest etabliert sind die Regionalwert AGs Freiburg und Isar-Inn. Hans Möllers und die „Öko-Melkburen“ haben ihren Antrag auf eine Förderung ihres jüngsten Projekts durch die Regionalwert AG längst abgegeben. Demnächst soll aus der Milch ihrer Kühe auch Quark hergestellt werden. 30.000 bis 40.000 Euro kosten die dafür nötigen Gerätschaften, sagen sie:
"Logistik ist ein Thema. Es wird dann sicherlich nochmal ein Kühltransporter, ein Laster finanziert werden müssen. Und da wollen wir dann gerne auf die Regionalwert AG als Partner zurückgreifen. Wenn nicht voll und ganz die Finanzierung, dann aber einen Teil. Und der Rest über die Hausbank. "
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