Öffentlich-private Partnerschaften

Versicherer suchen nach neuen Investitionen

Ein Taschenrechner und Münzen liegen auf einem Blatt Papier
Langfristig und risikoarm - so soll das Vermögen der Versicherungen investiert werden. © dpa/picture alliance/Arno Burgi
Von Stefan Maas · 03.02.2015
Versicherungen wollen verstärkt in öffentlich-private Partnerschaften investieren. Ihre Vertreter wehren sich gegen Kritiker, die sie als Spekulanten darstellen. Ihnen gehe es doch gerade um ein geringes Risiko und Langfristigkeit.
"Wir sind keine Spekulanten"
Vor dieser Aussage hat sich Christoph Hardt zurückgelehnt. Länger geschwiegen. Den Rücken gerade gemacht, die grüne Krawatte zurechtgezupft. Der Geschäftsführer Kommunikation des GDV, des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, ärgert sich sichtlich. Er kennt den Vorwurf, private Unternehmen wie die aus der Versicherungsbranche hätten ein Interesse daran, ihr Geld in Projekte zu stecken, an denen auch die öffentliche Hand beteiligt ist, weil die – und damit die Steuerzahler - die Risiken trüge, falls etwas schieflaufen sollte; wenn die Fertigstellung sich verzögert, die Kosten explodieren.
"Die Argumentation verstehe ich gar nicht. Weil der Steuerzahler trägt bei allen öffentlichen Projekten immer das Risiko. Und das ist das Interessante: Das Risiko wird dann, wenn es keine privaten Investoren gibt, überhaupt nicht bepreist."
Private Investoren hingegen hätten ihr Budget sehr genau im Blick.
"Wir haben ein hohes Interesse, klar definierte, ich sag mal gute Projekte zu bekommen, in die wir das Geld zu stecken, nicht um am Ende in einem großen Risiko zu landen, das nicht kalkulierbar ist."
Drei Millarden Euro für Infrastrukturprojekte
Insgesamt haben die Mitglieder des GDV rund 1,4 Billionen Euro investiert. Nur einen kleinen Bruchteil davon, etwa drei Milliarden Euro, haben sie bislang in Infrastrukturprojekte gesteckt. Mehr als 80 Prozent liegen in festverzinslichen Wertpapieren. In Staatsanleihen, Pfandbriefen, Unternehmensanleihen und Genussrechten. Doch die dauerhaft niedrigen Zinsen machen es den Versicherern immer schwerer, die Renditeversprechen zu halten, die sie ihren Kunden gegeben haben. Aktien entwickelten sich zwar gut, aber bei denen sei die Branche sehr vorsichtig, sagt Hardt.
"Sie brauchen ein überschaubares Risikoprofil. Und sie brauchen einen festen Rückfluss. Oder zumindest einen relativ festen Rückfluss ihrer Anlagen. Sie müssen damit langfristig rechnen können."
Langfristig, sagt der Versicherungsmann, das seien mindestens 15 Jahre. Autobahnen, Straßen und Stromtrassen könnten daher eine interessante Alternative sein.
"Weil die genau langfristig überschaubare, auch vom Risiko überschaubare Angebote bieten."
Ab welchen Renditen sich solche Projekte für private Investoren lohnen? Das hinge auch vom Risiko ab, sagt Hardt. Je höher das Risiko, desto höher müsse natürlich die Verzinsung sein. Grundsätzlich gilt aber:
"Es wird mit Sicherheit mehr als drei Prozent sein müssen, denn das ist das, was wir unseren Lebensversicherten Pi mal Daumen im Augenblick garantieren müssen. Es muss eine Größenordnung sein, die in dieser Richtung ist."
Hinterlegung von Eigenkapital sorgt für Ärger
Das aber sei alles noch sehr spekulativ. Denn im Moment sei die vom Wirtschaftsminister Gabriel eingesetzte Kommission, an der auch die Versicherungswirtschaft beteiligt ist, ja erst einmal dabei, Modelle zu durchdenken und die Rahmenbedingungen abzustecken.
"Weil das schlimmste sind Projekte, die mit elend langen Verhandlungen mit Heerscharen von juristischem Sachverstand über Monate verhandelt werden und dann zu keinem Ergebnis führen."
Und noch etwas müsse die Politik tun, auf europäischer Ebene, fordern die Vertreter der Versicherungsbranche. Sie müsse sich das Aufsichtsrecht für die Versicherungsbranche noch einmal anschauen, das ab 2016 in Kraft treten soll. Das sieht, einfach gesagt vor, dass die Versicherer für 100 Euro, die sie investieren, 40 bis 60 Euro Kapital als Sicherheit hinterlegen müssen.
"Eine Eigenkapitalhinterlegung, die es relativ unattraktiv macht, dort zu investieren."
Immerhin handele es sich nicht um spekulative Anlagen mit hohem Risikopotential. Die EU-Kommission habe aber schon signalisiert, sich das Thema zumindest noch einmal anschauen zu wollen.
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