"Nur eine nackte Seele"

Ein Monolog von Blanche Kommerell, Gelesen von Jutta Lampe · 21.08.2011
Gedichte schrieb sie seit ihrem sechsten Lebensjahr. Ihre Lieblingsschriftsteller hießen Rilke, Rolland, Pasternak. Marina Zwetajewa gilt neben Anna Achmatowa als bedeutendste russische Dichterin des 20. Jahrhunderts. Ihre stimmgewaltigen Verse über Liebe, Tod und über Kunst seien, schrieb sie einmal, "aus Inspiration plus Knochenarbeit" entstanden.
Angetreten mit einem maßlosen Anspruch an sich und die Welt, lasteten die Lebensumstände erdrückend auf ihr und sie resümierte: "In der Gegenwart und in der Zukunft ist für mich kein Platz." Jahre äußerster Bedrängnis lagen hinter ihr: Emigration über Berlin, Prag nach Paris, Existenznot und Einsamkeit, Heimweh und Desillusionierung nach ihrer Rückkehr 1939 nach Moskau. Ihr Mann und ihre Tochter wurden Opfer Stalin'scher "Säuberungen".

Evakuiert ins tatarische Jelabuga, nahm sie sich im August 1941 das Leben. In einem Monolog zeichnet Blanche Kommerell den Lebensweg der Dichterin nach, die sich ganz ihrer Kunst opfern wollte und zwischen die politischen Fronten ihrer Zeit geriet.