NSU-Morde: Opfer-Anwalt kritisiert Innenministerium

18.02.2013
Im Schloss Bellevue hat Bundespräsident Gauck Angehörige der NSU-Opfer empfangen. Doch mehrere Hinterbliebene wollten an dem Treffen nicht teilnehmen. Opfer-Anwalt Yavuz Narin über die Absage seiner Mandantinnen und Versäumnisse des Innenministeriums bei der Aufklärung der Verbrechen.
Anlässlich des Empfangs von Hinterbliebenen von Opfern des NSU-Terrors bei Bundespräsident Joachim Gauck sind Vorwürfe gegen das Innenministerium laut geworden, die Taten der Neonazis nicht mit genug Nachdruck aufklären zu wollen.

Einer der Hinterbliebenen-Anwälte griff das Ministerium im Deutschlandradio Kultur scharf an. Seine Mandantinnen seien dem Treffen bei Gauck fern geblieben, sagte der Anwalt Yavuz Narin, der Frau und Töchter des ermordeten Griechen Bouldarides vertritt. Seine Mandantinnen schätzten Gaucks Empathie, es erscheine ihnen aber problematisch, dass gleichzeitig das Innenministerium die Arbeit des NSU-Untersuchungsausschusses offensichtlich behindere. Die Frauen hätten Gauck bitten wollen, bestimmte Politiker an ihr Aufklärungsversprechen zu erinnern. Angesichts der Komplexität des Sachverhalts hätten sie aber gern einen Rechtsbeistand dabei gehabt.

Als Beispiel für die Haltung des Innenministeriums nannte Narin die Vorgänge um den V-Mann "Corelli". Hier habe das Innenministerium jede Zusammenarbeit mit dem Ausschuss verweigert und erst nach der Drohung mit einer Verfassungsklage eingelenkt. Zur Rolle von Angela Merkel, die lückenlose Aufklärung versprochen hatte, sagte der Anwalt, er glaube an den guten Willen der Bundeskanzlerin. Merkel müsse aber das Innenministerium klarer auf seine Verantwortung hinweisen, sagte Narin.

Hören Sie das vollständige Gespräch mit Yavuz Narin mindestens bis zum 18. Juli 2013 als mp3-Audio.
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