NS-Vergleich bei Pegida

Wie umgehen mit Tabubrüchen?

Pegida-Chef Lutz-Bachmann am 2.11.2015 in Dresden
Pegida-Chef Lutz-Bachmann bei der Kundgebung am Montagabend in Dresden © picture alliance/dpa/Arno Burgi
Bernhard Pörksen im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 03.11.2015
Wieder hat Pegida-Chef Bachmann für einen Eklat gesorgt: Er verglich Bundesjustizminister Maas mit NS-Propagandaminister Goebbels. Von solcher Rhetorik müsse man sich scharf abgrenzen, rät der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen - aber nicht mit "Maximalvokabeln".
Über den NS-Vergleich des Pegida-Anführers sagte der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen im Deutschlandradio Kultur: "Es ist ein Mechanismus der Vereinfachung, ein Mechanismus, um einen verbalen Schock auszulösen."Interessant sei, dass dieser häufig von Rechtsextremen benutzt werde - "im Sinne einer merkwürdigen Form der Täter-Opfer-Umkehr", so Pörksen. Ziel sei es maximal zu diffamieren, "aber eigentlich ist man dabei, das Diskursklima auf diese Art und Weise zu ruinieren". Lutz Bachmann hatte bei einer Pegida-Kundgebung am Montagabend den Bundesjustizminister Heiko Maas in die Nähe von von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels gerückt.
Rassismus klar als solchen benennen
Natürlich müsse man Rassismus als solchen benennen und blödsinnige Attacken zurückweisen, sagte der Medienwissenschaftler. Er warne jedoch "vor einer Strategie der rhetorischen Eskalation, vor sprachlicher Auf- und Hochrüstung, die dann in Maximalvokabeln gipfelt".
Sinnvoller sei in solchen Fällen eine doppelte Reaktion, so Pörksen: "Ich glaube, man braucht die harte Abgrenzung gegenüber den Funktionären, den ideologisch geschulten Protagonisten der Bewegung. Und man muss um die, die vielleicht noch unsicher sind, die aus einem Unmut, aus einer Verbitterung, einem Nicht-genau-Wissen und Nicht-genau-wissen-Können mitlaufen - um die muss man ringen, mit denen muss man sprechen, die muss man versuchen zu verstehen."
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