"Nord"

06.01.2010
Jomar (Anders Baasmo Christiansen) raucht, schläft und trinkt auch viel. Seit ein Unfall seine Sportkarriere beendet hat, gibt er sich einem Selbstmitleid hin.
"Nord" von Rune Denstad Langlo ist ein kleiner norwegischer Debütspielfilm. Der bislang als (bei uns unbekannter) Dokumentarfilmer aufgetretene 37-jährige Trontheimer zielt in Richtung "anti-depressives Offf-Road-Movie". Und stellt einen "schrägen Vogel" von heute vor: Jomar. Ein Durch-und-Durch-Eigenbrötler. Jomar, der Liftwärter in einer verschneiten Einöde. Der am liebsten raucht, schläft und – als Grundnahrungsmittel – viel Hochprozentiges zu sich nimmt. Nach einem Nervenzusammenbruch hat er seine Karriere als Skifahrer aufgeben müssen, seitdem ist Selbstmitleid und Stagnation angesagt.

Als er durch Nebenbuhler lasse, nach einer zünftigen Rauferei, erfährt, dass er "da draußen" einen kleinen, jetzt vierjährigen Sohn hat, fackelt er kurzerhand versehentlich "seinen Kasten" ab und begibt sich mit dem Schneemobil gen Norden. Zur Ex-Freundin an den Polarkreis. Ein Fünf-Liter-Kannister Alkohol "begleitet" ihn. Bei einer langen Fahrt, durch eine wunderschöne Schnee-Landschaft, auf einem kalten Trip. Bei dem Jomar auf allerlei skurrile Gestalten trifft.

Stichworte: Ein einsames junges Mädchen, eine misstrauische Großmutter; lustige Panzerfahrer, ein lebensmüder Greis, ein verschrobener Schwulenhasser mit aberwitzigen Trinkgewohnheiten - ein Road-Movie. Stoisch, ruhig, augenzwinkernd, ungehobelt, von herrlicher Schlichtheit. Slapstick-Poesie, mit viel Eigensinn, ungenormten Posen und Possen, pfiffigen, schrägen Gags. Kurz, knapp und bündig.

Anders Baasmo Christansen, in Norwegen ein Star, ist in die Riege der "Shooting Stars 2010" aufgenommen worden. Zu Recht. Mit minimalsten Gesten, Blicken, Regungen, mit einer ebenso simplen wie phantastisch-verständlichen Körpersprache setzt er als Sonder-Sonderling Prima-Bauch- wie köstliche Schmunzel-Zeichen. Eine Perle von filmischer Kleinkunst!


Norwegen 2009 Regie: Rune Denstad Langlo - Darsteller: Anders Baasmo Christiansen, Kyrre Hellum, Marte Aunemo, Mads Sjøgård Pettersen, Lars Olsen, Astrid Solhaug, Even Vesterhus, Ragnhild Vannebo, Celine Engebrigtsen; Länge: 78 Minuten