Norbert Bisky

Was gibt den Impuls für Ihre Bilder?

Ein Mann fotografiert Gemälde des Malers Norbert Bisky am Freitag (05.09.2008) in der Galerie Crone in Berlin. Bisky eröffnete seine Ausstellung mit dem Titel "privat" mit den neuesten Arbeiten.
Gemälde des Malers Norbert Bisky in einer Galerie in Berlin © picture-alliance/ dpa / Xamaax
Moderation: Katrin Heise · 20.10.2014
Norbert Bisky gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern. Seine Bilder beschwören eine Welt der Schönheit und der Grausamkeit. Zwischen Malerei und zeitgenössischen Medien gebe es einen starken Kontrast, meint Bisky - und prophezeit ein Verschwinden von Whatsapp & Co.
Malen sei für ihn auch ein Mittel der Verarbeitung, sagte Norbert Bisky im Deutschlandradio Kultur:
"Der Impuls ist, glaube ich, mich ausdrücken. Das, was mich beschäftigt, aus meinem Kopf rauszubekommen und es auf eine Leinwand zu bringen. Und vielleicht auch Zeugnis abzulegen über das, was ich so erlebe."
Bisky in seinem Atelier in Berlin-Friedrichshain
Bisky in seinem Atelier in Berlin-Friedrichshain© dpa / picture alliance / Markus C. Hurek
In der Gegenwart sei allerdings zwischen realem Erleben und virtuellen Welten kaum noch ein Unterschied zu machen, meinte Bisky. Schließlich seien wir alle stark vom Internet und Fernsehen geprägt:
"Ich bin inzwischen dazu übergegangen, dass das eigentlich kaum noch zu unterscheiden ist. Das ist eben alles ein großer Brei von Eindrücken, der sich zusammenrührt. Und das sieht man ja dann teilweise auch in meinen Bildern genau so."
Enthauptete IS-Geiseln: "Fataler Prozess"
Als Maler brauche er für die Verarbeitung von Eindrücken eine gewisse Zeit, sagte Bisky. Für ihn sei im Moment angesichts der Aufnahmen von enthaupteten IS-Geiseln ein "fataler Prozess" erkennbar:

Blick in das Atelier von Norbert Bisky in Berlin. Aufnahme vom 10. Dezember 2009
Gemälde von Norbert Bisky © picture-alliance / Markus C. Hurek
"Dass nämlich diese Bilder extremer Gräueltaten, Grausamkeiten und Gewalttätigkeiten wieder Einzug in den kompletten Mainstream unserer Bilderwelt halten, weil sie totale Realität geworden sind. Wir gewöhnen uns da an etwas, an das wir uns nicht gewöhnen sollten."
Gemalte Bilder hätten eine "längere Haltbarkeit" als ein Foto, als ein digitales Image oder als E-Mails, so Bisky:
"Der Wahnsinn ist der Kontrast zwischen Malerei und den Medien, mit denen wir uns die ganze Zeit in unserer Gegenwart umgeben. Diese ganzen Whatsapps, Text-Messages, E-Mails. Das ganze Zeug wird ja verschwunden sein. Das, finde ich, ist ein äußerst faszinierender Gedanke über unsere Gegenwart: Dass wahrscheinlich relativ wenig davon übrig bleiben wird."