"Nobody But Me" von Michael Bublé

Smarter Kanadier mit Charme in der Stimme

Der kanadische Sänger Michael Bublé, aufgenommen bei einem Konzert am 24.1.2014 in Oberhausen
Michael Bublé auf der Bühne: Heute erscheint sein neues Album. © picture alliance / dpa / Caroline Seidel
Von Christiane Rebmann · 21.10.2016
Für einen ehemaligen Lachsfischer ist Michael Bublé weit gekommen: Knapp 60 Millionen Alben hat der kanadische Musiker mit der Vorliebe für Jazz- und R&B-Klassiker bisher verkauft. Auf der neuen CD "Nobody But Me" zeigt er sich mutiger als früher.
Michael Bublé wirkt erwachsener und klarer als bei unseren früheren Treffen. In der Interviewsuite hängt kein süßlicher Geruch mehr. Und der 41-Jährige sieht fitter aus und so, als hätte er kräftig abgenommen:
"Ich habe immer noch dasselbe Gewicht. Aber danke. Vor meiner Stimmbandoperation musste ich einen Stresstest machen. Dabei stellte sich heraus, dass ich absolut keine Kondition hatte. Das machte mir mehr Angst als die Operation selbst. Ich dachte: Ich habe zwei kleine Kinder. Ich brauche mehr Energie. Also fing ich an, ins Fitnessstudio zu gehen."

Eineinhalb Dekaden Erfahrung im Musikgeschäft

Die Stimme ist auch wieder in Ordnung, wie man sich auf dem neuen Album "Nobody But Me" vergewissern kann. Nach eineinhalb Dekaden Erfahrung im Musikgeschäft hat sich der kanadische Musiker entschlossen, sein Werk diesmal selbst zu produzieren, allerdings mit professioneller Hilfe, unter anderem vom vielfach preisgekrönten Produktions- und Songwriting Team The Monsters and Strangerz:
"Ich holte mir die besten Arrangeure der Welt. Pat Williams, der über 80 ist und das seit Sinatra macht. Dann die beiden jüngeren Arrangeure Jason Goldman und Chris Walden, ein Deutscher, der in diesem Genre zu den besten Künstlern der Welt gehört. Er hat schon auf vielen meiner Alben mitgemacht. Er arbeitet mit den ganz Großen, wie David Foster, Tony Bennett oder Diana Krall."
Das neue Album changiert zwischen Pop und Jazz-, Soul- und Crooner-Material von Dean Martin bis Nina Simone. Vier Lieder hat Bublé selbst geschrieben, dazu gehört der Titelsong:
"In 'Nobody But Me' geht es um jemanden, der sich ernsthaft verliebt hat, sich aber gleichzeitig unsicher fühlt und auch ein wenig eifersüchtig ist. Er möchte sichergehen, dass er der Einzige ist. Das ist nicht autobiografisch."

Mit Black Thought in die Jetztzeit

"Nobody But Me” ist eine Premiere. Denn Michael Bublé hat sich hier zum ersten Mal mit einem Rapper zusammengetan. Die Passage mit dem US Künstler Black Thought, dem Gründer der Jazz Rap Formation The Roots, fügt sich nahtlos ein, katapultiert die sonst eher zeitlose Komposition aber in die Jetztzeit.
Dieselbe Leichtigkeit beweist Michael auch in seiner charmant schmachtenden Coverversion des Dean Martin Hits "On An Evening in Roma". Er nahm das Stück auf, weil es der Lieblingssong seiner Frau Luisana Lopilato ist:
"Ich habe das Lied auch immer gemocht. Dazu kommt, dass sie Argentinierin mit italienischer Staatsbürgerschaft ist und ich Kanadier mit italienischen Wurzeln. Da gibt es also noch eine Verbindung."

Schwierige Balance zwischen Leben und Arbeiten

Seit Michael Bublé und Luisana Lopilato Eltern von zwei kleinen Söhnen sind, haben sich die Prioritäten für beide verschoben. Das Berufs- und Familienleben ist jetzt straff durch organisiert. Die Work Life Balance zu finden ist nicht einfach, musste Michael vor einiger Zeit im Gespräch mit seinem kleineren Sohn feststellen:
"Das letzte Mal, als ich mich von ihm verabschieden wollte und grad noch am Packen war, sagte er: 'Papi, warum gehst du?' Ich antwortete: 'Papi geht zur Arbeit. Er singt für andere Menschen.' Und der Kleine sagte: 'Bitte geh nicht, Papi, ich werde auch ganz artig sein.' Das hat mich umgehauen. Ich habe nicht geweint. Aber innerlich bin ich fast gestorben. Wie erklärt man einem Zweijährigen, dass man ihn mehr liebt als alles andere, dass man aber auch seine Arbeit gern tut."

Orientierung von älteren Kollegen

Und so holt er sich nicht nur in musikalischer Hinsicht Anregungen von den älteren Kollegen, wie hier bei den Beach Boys und ihrem Song "God Only Knows", dem er eine melancholischere Stimmungslage verpasste. Die ältere Musikergeneration bietet auch manchmal Orientierung, wenn man selbst nicht mehr so ganz genau weiß, wo man steht, sagt Bublé.:
"Ich hab' mal gehört, wie Paul Simon auf die Frage, wann er denn in den Ruhestand geht, geantwortet hat: 'Bevor ich das tue, muss ich erstmal herausfinden, wer Paul Simon ist. Bin ich nur ein Musiker?' Und ich dachte: Oh Shit, ich bin nicht allein. Wir alle, die wir unseren Job lieben und ihn mit Leidenschaft machen, haben das Problem. Es ist sehr schwierig, die Balance zwischen Leben und Arbeiten zu finden."
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