"NO!"

Von Jörg Taszman · 06.03.2013
Chiles Diktator Pinochet hat unfreiwillig seinen eigenen Abgang eingeläutet. Er ließ sich vom Volk wählen – und hatte die Rechnung ohne eine humorvolle Werbekampagne der Opposition gemacht. Denn die brachte ihn ins Wanken.
Oscarnominierter chilenischer Spielfilm, der einen Rückblick in die Pinochet-Ära anbietet, als der Diktator unfreiwillig seinen eigenen Abgang ins Rollen brachte. Siegessicher ließ er das Volk abstimmen, ob er für weitere acht Jahre als Präsident wiedergewählt werden sollte. Die Opposition schien chancenlos. Nur zu später Sendezeit hatte sie im staatlichen Fernsehen Gelegenheit für täglich 15 Minuten Wahlwerbung.

Als ein junger Werbefachmann, René Saavedra dann in die "NO!"-Kampagne einsteigt und die Strategie ändert, als er nicht auf harte politische Fakten, sondern auf eine humorvolle, optimistische Kampagne setzt, beginnt die Diktatur zu wanken und zurück zu schlagen. Das Verblüffende an der "NO!"-Kampagne ist, dass der neoliberale, kapitalistische Kurs des Pinochet-Regimes mit seinen eigenen Waffen geschlagen wird. So fällt zwar die Diktatur, aber das von Pinochet weggeputschte, andere, sozialistische Chile bleibt Geschichte.

Regisseur Pablo Larrain hat seinen Film im altmodischen 4:3 Videoformat U Matic gedreht. So gehen Archivmaterial und Spielszenen nahtlos ineinander über. Eine kluge, nachdenkliche und unterhaltsame Metapher über die Werbemechanismen im Wahlkampf, Zivilcourage und den Mut, sich in einer Diktatur zu wehren. In der Hauptrolle, wie immer sympathisch und gut der Mexikaner Gael Garcia Bernal.

Chile 2012; D: Gael Garcia Bernal, Antonia Zegers, Alfredo Castro; 118 Minuten, Altersfreigabe: ab sechs Jahren

Filmhomepage "NO!" (Englisch)