Nicht immer lukullisch

Wenn Touristen in Italien essen

Ein Restaurant im beliebten Stadtteil Trastevere in Rom wirbt für seine italienische Küche, Touristenmenüs werden ausdrücklich nicht angeboten.
Ein Restaurant im beliebten Stadtteil Trastevere in Rom wirbt für seine italienische Küche, Touristenmenüs werden ausdrücklich nicht angeboten. © picture alliance / dpa / Lars Halbauer
Von Tilmann Kleinjung · 14.08.2014
Schnell werden unschuldige Touristen in Italien in minderwertige Restaurants gelockt. Wie man sich klug erkundigen kann und Fallen vermeidet, erklärt Italien-Korrespondent Tilmann Kleinjung.
Nepper, Schlepper, Bauernfänger: Es gibt an jeder Ecke hier, vor allem in der Innenstadt, Restaurants, die versuchen, unschuldige Touristen hereinzulocken. Das merkt man dann meistens daran, dass vor der Tür ein "Bequatscher" steht, wie bei einer Drückbande. Da steht jemand da und fragt: "Haben Sie Appetit? Kommen Sie doch herein!" Und da sollte man als Tourist schon sehr vorsichtig sein und das auf jeden Fall meiden wie der Teufel das Weihwasser; wenn Dich da jemand versucht, in das Lokal hereinzuziehen.
Die sind da sehr höflich und überhaupt nicht übergriffig, aber das ist schon ein ziemlich sicheres Signal, dass es bei diesem Restaurant weniger um die Küche geht als darum, maximal den Touristen satt zu machen. Und wenn dann auch noch Fotos neben der Speisekarte sind, damit auch der letzte Japaner, Koreaner und Chinese versteht, was es denn mit Spaghetti carbonara auf sich hat, dann ist ganz klar, dass es eigentlich nicht um die Küche geht, sondern nur noch um den Kommerz.
Das ist in Städten wie in Rom, Florenz und vor allem in Venedig tatsächlich eine echte Landplage, diese billige Gastronomie, die nur darauf aus ist, möglichst viele Tische voll zu bekommen, die Mägen voll zu bekommen und abzuzocken.
Vorher schlau machen
Bevor man nach Venedig reist oder nach Rom, sollte man sich vorher schon schlau machen, ein bisschen vorbereiten, wo man hingehen kann. Das würde ich vor allem in Venedig dringend empfehlen. Als ich da vor zehn Jahren das erste Mal mit meiner Frau war, sind wir so derartig oft genappt worden - und haben dann so ein fieses Brathühnchen gekriegt. Das ist so dermaßen minderqualitativ, dass man das wirklich nur mit ganz schlechter Laune verzehren kann - und da dann auch sehr unbefriedigt wieder weggeht.
Deshalb würde ich bei diesen Städten tatsächlich empfehlen, sich vorher schlau zu machen, die Reiseführer sind da eigentlich relativ kompetent, habe ich die Erfahrung gemacht, und es gibt mittlerweile auch etliche "Fressführer", die als App existieren.
Auf meinem Handy gibt es "Osterie d'Italia", das ist ein Slow-Food-Führer, der zeigt an, wo in der Nachbarschaft das nächstbeste Slow-Food-Lokal ist, also wo mit Ruhe gekocht wird, traditionell gekocht wird. Wo es nicht um maximalen Ertrag geht, sondern vor allem darum, mit möglichst einfachen Mitteln, sehr gute Resultate zu erzielen.
Dann gibt es "Gambero Rosso", der bekannteste Führer in Italien, der eben sehr gute Küche prämiert und wo man sehen kann, wo man besonders gut isst. Und wo man auch sieht, wo es besonders teuer ist. Das kann dann schon mehrere Gabeln haben, die dann anzeigen, wie teuer ein Lokal ist.
Vedenkenlos in jeden Laden
Dann gibt es aber auch noch den umgekehrten Fall, wenn man in Städte wie Orvieto reist, dass man dort bedenkenlos in jeden Laden hineingehen kann und wirklich ganz sicher nicht auf die Nase fällt - und immer was gutes ehrliches gekocht bekommt.
Und dann hat man eben diese Glückserlebnisse, die ich ja auch in meinem Feature beschreibe, wo man sich denkt: "So muss es im Paradies sein."
Du hast einen netten Wirt, der sich um Dich kümmert, der versucht, mit Dir zu reden, der versucht, mit Dir ins Gespräch zu kommen... Das sind wirklich sehr angenehme Erfahrungen - und das kann einem eigentlich in 99 Prozent von Italien so passieren und das andere eine Prozent muss man mit kluger Prophylaxe irgendwie ausschließen.
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