Nicht alles nur Fassade!

Von Adama Ulrich · 26.10.2006
Mitten in Marzahn-Hellersdorf entsteht das Europaviertel Berlin - ein Großvorhaben. Viele Jahre hat ein Architektenteam daran gesessen, Entwürfe gemacht und Investoren gesucht. Jetzt ist es soweit. Die Fassadenarbeiten haben begonnen. Zusammen mit der Künstlergruppe CITÉ de la CRÉATION aus Lyon in Frankreich, ist für ein ganzes Stadtquartier eine neue Gestaltung erarbeitet worden.
In ihr sollen sich 45 europäische Länder mit ihren typischen Architekturen, kulturellen Eigenheiten und historischen Symbolen widerspiegeln. Das Vorhaben ist gigantisch: Es erstreckt sich auf 86.300 qm Grundstücks- und 65.000 qm Fassadenfläche. Es sollen 56 Läden mit einer Geschäfts- und Gastronomiefläche von 9200 qm entstehen.

"Wir versprechen uns, dass den Menschen, schon aufgrund des Wohnortes, den wir schaffen, Stolz vermittelt wird, dass sie nach außen gehen können. Auch wenn sie einen Onkel im Grunewald haben, dass sie dem voller Stolz erzählen können, eigentlich im schönsten Haus Berlins zu wohnen, nämlich im Europaviertel Berlin und dass er mit seinem Objekt da nicht mithalten könne."

Der Architekt Andreas Wunderlich spricht nicht etwa von Berlins Szenebezirken Mitte, Friedrichshain oder Prenzlauer Berg. Die Rede ist vom Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf. Denn in der größten Großsiedlung der ehemaligen DDR soll das größte Wandgemälde der Welt entstehen.

"Wir stehen hier vor dem Hellersdorfer Haus. Das ist das so genannte Pilotprojekt. Die erste Etappe ist eingeläutet für die 64.000 qm Wandgemälde, die dieses Quartier zum Europaviertel umgestalten soll."

Hartmut Lindemann ist Grafiker und künstlerischer Leiter der Europaviertel Berlin Management GmbH. Er erklärt das Vorhaben so:

"Die eigentliche Struktur des Europaviertels ist ja so, dass die unendlichen Neubaufassaden, die Platte sozusagen, in Segmente aufgeteilt wird und jedes einzelne Segment nachher die Möglichkeit bietet, eine europäische Hauptstadt mit malerischen Mitteln darzustellen. Hier außen fangen wir mit dem deutschen Viertel an, gehen aber dann rein in die ehemalige Citymeile und fangen da an mit so spektakulären Städten wie Rom, Paris, London, damit die Gewerbezone wieder einen Aufwind kriegt."

Diesen Aufwind hat das Viertel bitter nötig: Die Plattenbauten in der Citymeile sind zwar keine Hochhäuser, eher gemütlich wirkende Fünfgeschosser, umgeben von sattem Grün, doch sie sind noch unsaniert. Zehn Prozent der 1134 Wohnungen stehen leer und die Geschäfte an der Hellersdorfer Promenade, der Flaniermeile des Bezirks, hinterlassen einen traurigen Eindruck. Connys Container bietet ihre Billigware gleich neben dem "etwas anderen Sexshop" an, gegenüber sitzen ein paar Wellensittiche im Schaufenster einer Zoohandlung, daneben Evi’s Frisiersalon und Fahrräder aus zweiter Hand. Ein Stück weiter wird Second Hand Bekleidung feilgeboten und ein Jugendzentrum wirbt mit dem trügerischen Namen "Mittendrin". Auf Bänken sitzen, neben ein paar alten Frauen, hauptsächlich Männer, die Bier trinken. Die erstaunlich zahlreichen Grünanlagen sind mit Hundekot übersät – und das, obwohl die Hausverwaltung überall "dog stations" anbringen ließ. Vielleicht hätte man sie "Hundestationen" nennen sollen. So jedenfalls werden die Plastiktüten zum einsammeln der Haufen jedoch von den Hundebesitzern ignoriert. Alles in allem ist die Hellersdorfer Citymeile kein Viertel, das zum Verweilen einlädt. Uwe Klett ist seit Mitte der 90er Jahre Bürgermeister von Marzahn-Hellersdorf. Er hat die Entwicklung in dem Bezirk genau verfolgt.

"Wir haben seit Beginn des Jahres 2000 eine sehr starke soziale Dynamik, die besorgniserregend ist in bestimmen Quartieren, nicht nur, weil sozial Schwache übrig bleiben, sondern weil es einen starken Verdrängungsprozess in der Stadtmitte gibt."

Der Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf hat 240.000 Einwohner – in etwa so viele wie die Stadt Wuppertal. Er besteht aus zwei ganz unterschiedlichen Siedlungstypen: Im Südteil gibt es das größte zusammenhängende Kleinsiedlungsgebiet von Einfamilienhäusern in ganz Deutschland. Dort leben etwa 40.000 bis 60.000 Menschen. Im Norden entstand die größte Großsiedlung, die in der DDR je gebaut wurde, um die Wohnungsfrage der ehemaligen Hauptstadt zu lösen. Anders als in den meisten Großsiedlungen, die an den Stadträndern entstehen, sind viele Bewohner der ehemaligen DDR gerne hierher gezogen. Uwe Kletterinnert sich.

"Ich selber habe in Friedrichshain gewohnt und bin 1988, also noch vor der Wende, nach Hellersdorf gezogen, weil ich in Friedrichshain auf dem Hinterhof gewohnt habe, wo ich die Kohlen drei Etagen schleppen musste und die damalige KWV kein Geld hatte, es vernünftig zu sanieren. Ich fand das alles schon schwierig bis hier raus, weil das so weit weg war. ... Aber man hatte die so genannte Vollkomfortwohnung, man musste sich nicht mehr um Kohlenschleppen kümmern, man hat eine Badewanne gehabt. Dinge, die heute ganz normal sind, gab es ja in den Altbauquartieren Ostberlins überhaupt nicht und das war schon Goldstaub."

Die Situation hat sich verändert. Diejenigen, die es sich leisten konnten, sind woandershin gezogen. Hergezogen sind hauptsächlich Leute, die sich ihre Wohnungen in den Berliner Trendbezirken Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain nicht mehr leisten konnten. Dazu kommen hunderte Spätaussiedler aus Russland. Ein soziales Gefälle tat sich auf. Außerdem nahm der Leerstand zu. Zu dieser Zeit hat das Architektenteam um Andreas Wunderlich das Viertel erworben. Um möglichst nah am Geschehen zu sein, haben sie ihren Sitz von Berlin Kreuzberg nach Hellersdorf verlegt, in eine der vielen leerstehenden Gewerberäume auf der Hellersdorfer Promenade.

"Der Beginn für uns in diesem Projekt war 1998. Wir hatten damals im Rahmen der Privatisierung von städtischem Wohnungseigentum, die Möglichkeit bekommen, diese Wohnanlage, die immerhin 1134 Wohnungen und 75 Geschäfte umfasst, zu erwerben. Ziel war, die Wohnanlage in ein klassisches Sanierungsprojekt zu verwandeln."

Doch dazu ist es nicht gekommen. Nach dem Börsencrash, der auf den Terroranschlag vom 11. September folgte, zogen die Banken ihre Kreditzusagen zurück. Das Architektenteam musste sich etwas anderes einfallen lassen.

Auf der Suche nach einem überzeugenden Konzept, holten sie den Soziologen Gerrit Schrader ins Team, der heute für die Öffentlichkeitsarbeit der Europaviertel Management GmbH verantwortlich zeichnet.

"50 Prozent waren hier leer und wir sind hierher gekommen mit Andreas Wunderlich und mussten irgendeine Idee ausbrüten, was mit dem Gewerbe passieren soll. Da hatten wir die Idee, hier Antiquariate unterzubringen, einige fanden ein Rotlichtviertel gut, was natürlich verworfen worden ist. ... Irgendwann haben wir versucht, die Häuser malerisch zu gestalten, nach Architektenentwürfen. Das hat uns nicht so gefallen. Dann haben wir den Grafiker Lindemann heran geholt, der hatte auch ein paar Entwürfe gemacht, mit viel Schrift, wie die Fassaden gestaltet werden. Irgendwann kam uns die Idee, wir müssen die Fassaden nicht nur gestalten, sondern auch thematisieren. Da kam der Europagedanke auf."

Allein der Investor fehlte. 15 Millionen Euro würden Sanierung und Fassadengestaltung mindestens kosten, das war klar. Das Team um den Architekten Wunderlich startete ein Investorenauswahlprogramm. Dabei ging es ihnen in erster Linie nicht darum, wer die größte Summe bietet, sondern, wer gewillt ist, die Projektidee mit zu tragen. Peter Brockhaus, Geschäftsführer einer Immobilienfirma aus Österreich war unter den Bewerbern.

"Das war ein bisschen seltsam, weil ich den ersten Besuch dort auf Vermittlung eines Maklers machte, der von dem Projekt vom Wunderlich gar keine Ahnung hatte."

"Hallo ... Er muss die Zahlen noch einsetzen die da fehlen und dann müssen wir es in der nächsten Stunde schicken. Schau es Dir bitte an und dann meldest Du Dich noch mal."

Peter Brockhaus ist ein viel beschäftigter Mann. Immerhin hat das Unternehmen "Level One", dem er vorsteht, in den letzten Jahren allein in Deutschland 10.000 Wohnungen gekauft.

"Ich bin nämlich gerade in so einem Interview mit dem Radio. Wegen Hellersdorf okay."

"Ich kam nach Hellersdorf, ohne eine Ahnung zu haben von dem Projekt, weil es nicht bekannt war, bis auf einige Insider. Also lief ich durch die Hellersdorfer Promenade und fragte mich, was man denn mit diesen Läden in Zukunft machen könne und ich hatte keine Ahnung und keine Idee (...) Also war für mich die Entscheidung: uninteressant. Durch reinen Zufall (...) kam dann dieses Projekt wieder auf uns zu und dann hatte ich zum ersten Mal das Gespräch mit Wunderlich, hörte ihm zu und war begeistert."

Nun musste noch der Bau- und Planungsstadtrat von Marzahn-Hellersdorf, Heinrich Niemann, von dem Projekt überzeugt werden.

"Ich habe das begleitet, natürlich auch mit der Verantwortung zu schauen, ist diese Idee machbar, hat sie nicht Schwächen. Deswegen sind wir gemeinsam mit den Eigentümern, mit dem Team, das diese Idee entwickelt hat, bin ich mit in Lyon gewesen und habe mir vor Ort sehr genau ein Bild gemacht von diesem Künstlerteam und von dem, was in Lyon selber passiert ist und ein Gefühl bekommen, ja, die Chance besteht wirklich, weil hier 1. Qualität geboten wird in der künstlerischen Umsetzung und weil 2. ein Konzept ist, das mit den Bewohnern umzusetzen. Und das ist die Quintessenz zu sagen, ja, wir sollten die Kühnheit haben, ein solches Projekt zu wagen."

In Lyon ist die zwölfköpfige Künstlergruppe Cité de la création ansässig. Seit 25 Jahren sind sie darauf spezialisiert, vernachlässigte, problematische Wohngebiete mit ihrer Fassadenmalerei in lebenswerte Orte zu verwandeln. Diese Herangehensweise hat Immobilienmagnat Brockhaus interessiert.

"Kein Immobilieneigentümer hat gerne soziale Brennpunkte in seinen Gebäuden. Wenn es gelingt, was die Franzosen von Cité de la Creation in Lyon schon mehrmals bewiesen haben, durch die künstlerische Aufwertung, die ja auch eine Insgesamtaufwertung ist. Wir investieren zunächst einmal ganz normal in Renovierung, Wärmeschutzfassade, vernünftige Hausflure (...) Das Investment beginnt ja mit dem ganz normalen Programm. (...) Wenn wir das schließlich noch zu dem größten Kunstwerk der Welt umwandeln, dann ist das im Interesse der Fußgängerzone, (...) weil sie tausende von Besuchern haben wird."

Und natürlich auch im Interesse des Profits, der den Investor sicherlich am meisten interessiert. Doch darum geht es den Lokalpolitikern nicht.

"Es ist nicht nur ein eingeflogenes Kunstprojekt, sondern auch soziale Kompetenz, die sagt, es macht nur Sinn, wenn die Menschen mitmachen. Das ist ein hoher Anspruch bei der deutsches Handling in dieser Frage eher rudimentär ist. Herr Wunderlich mit seinem Team, obwohl sie Architekten sind und ausreichend Erfahrung haben, dass man in Deutschland so etwas überhaupt nicht machen kann, sind die so wahnsinnig, dass sie darauf keine Rücksicht nehmen."

So viel Mut wird in diesem Fall belohnt. Es ist das erste Mal, dass ein privates Projekt von allen Parteien unterstützt wird. PDS, SPD und CDU wollen das Europaviertel. Denn über die erhoffte Touristenattraktion hinaus, sollen auch Lehr- und Arbeitsplätze geschaffen werden. Maler, Klempner und Schlosser werden gebraucht. 100 Lehrplätze und die zeitweilige Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen sind für die Modernisierung der Wohnungen und für die Fassadengestaltung gesichert.

"Sie wollen ja auch junge Menschen ausbilden, das geht natürlich nur mit staatlichen Subventionsmitteln, sprich Jobcenter und Hartz IV und solche Geschichten. Das sind wir. Das wollen viele mit uns machen. Wir haben nicht so viele Mittel, um alle zu beglücken. Hier gibt es ein Sonderagreement mit dem Träger. Wir entwickeln gemeinsam mit denen das Projekt und die kriegen auch die Mittel, ganz zuforderst, andere Dinge werden zurückgestellt. Wir alleine sind ja nicht die Entscheider, es ist auch die Bundesagentur mit im Boot. Das haben wir eingetütet. Das könnte ein Privater nicht machen."

Der Eigentümer muss vor allem rechnen können. Er will, dass Wohnungen und Gewerbeflächen langfristig vermietet sind. Um das zu erreichen, muss er jedoch erst einmal investieren.

"Das sind ungefähr 15 Millionen, die wir investieren, wovon ungefähr drei, vier Millionen Euro für das Kunstwerk sein werden. Wir werden für das Kunstwerk auch große Sponsoren haben, weil wir der Meinung sind, dass sich mit einem so schönen Projekt auch große Sponsoren schmücken können. (...) So dass im Endeffekt sich das Investment für die Kunst in ganz normalen Grenzen hält."

Die französischen Künstler von Cité de la Creation haben außer in ihrer Heimat schon in Mexiko, Kanada, Australien, Israel, China und jetzt eben auch in Deutschland Fassaden verschönert. Marion Pillard ist von Anfang an dabei.

"Durch die Bemalung der Wände gestalten wir Orte um, schaffen Verbindungen zwischen den Menschen. Dafür muss man genau das Milieu kennen, in dem man arbeitet. Ein Wandgemälde an einem Sozialbau in China ist nicht dasselbe wie eins an einem Industriegebäude oder einer Passage im Stadtzentrum. Es ist unterschiedlich in Straßburg oder in Quebec. Jedes Mal arbeiten wir viel mit der Geschichte eines Ortes und wir schlagen dann eine Gestaltung vor, die uns passend erscheint. Außerdem ist jede Wand anders und es gibt keine eigene Handschrift des Künstlers. Es ist eine Arbeit aus Kommunikation und Annäherung. Die Antwort, die wir geben, ist an den Ort, die Menschen gerichtet."

Marion Pillard steht auf dem Gerüst des Hauses Stendaler Str. 30. Hier werden die ersten 800 Quadratmeter Fassade von den 64.000 Quadratmetern bemalt. Aus der Platte ist ein deutsches Gründerzeitgebäude geworden – aus rotem Backstein, mit Erkern, Stuckgesimsen und Balkonen. Auf einem imaginären Balkon steht eine imaginäre Frau und kämmt sich das Haar. Andere Frauen schauen aus Fenstern, Vögel sitzen auf Simsen, Blumenkästen voller Geranien verzieren Balkone. Alles aufgemalt, alles perfekt gemachte optische Täuschung.
Die Mieter der Stendaler Straße 30 haben die Sanierung und Bemalung schon hinter sich. Sie wohnen im deutschen Haus.

"Ich wünsche mir eigentlich nur, dass es hier hübsch aussieht, dass man sich das anschauen kann. Es gefällt mir auch sehr, dass sie die Vögelchen und Tauben rangemalt haben, dass es so echt aussieht und die Blumenkästen. Das ist was schönes, das gefällt mir."

"Es ist wirklich mal was ganz anderes und es hat ein Flair. Das ist ganz schön. Wir wohnen oben in der vorletzten Etage, wo die Blumenkästen dranhängen. Also wir haben das ganze Jahr über Blumen."

"Haben sie jetzt noch Fragen zu diesen ganzen Baumaßnahmen?"
"Was dann eben noch kommt, im nächsten Jahr wird eine Wärmedämmung aufgetragen. Das ist ein geringer Betrag und sie haben auch Einsparungen wegen der Wärmedämmung..."

"Es ist auf alle Fälle interessanter anzusehen als graue Bauten. Ich bin in der Hoffnung, mein Eingang wird Frankreich."
"Also sie haben bestimmte Vorstellungen, was sie möchten."
"Ja, das wäre nicht schlecht. Aber das wird sich sicher nicht beeinflussen lassen. Ich weiß nämlich noch nicht, was bei uns kommt."
"Das wissen wir selber noch nicht."
"Es wird auf alle Fälle ein angenehmeres Bild sein und ob es wirklich etwas bringt, sieht man erst hinterher.""

Ute Göckler ist in dem Viertel für die Mieterbetreuung zuständig. Dazu gehört auch, mit allen Bewohnern über die geplante Sanierung im Zusammenhang mit der Fassadengestaltung zu sprechen.
Die Mieter warten hier schon ganz lange auf die Modernisierung und haben gar nicht mehr geglaubt, dass es noch passiert. Darum haben wir auch in diesem Jahr noch mit dem Pilotprojekt angefangen, um zu zeigen, es geht jetzt los. Das hat dazu geführt, dass die Wohnungsnachfrage nicht gestiegen ist, sondern im Gegenteil, dass die Leute gesagt haben, um Gottes willen, da sanieren die, da warten wir doch ab. Wir versprechen uns, wo die doch gerade dabei sind das Gerüst von dem ersten Kunstprojekt abzurüsten, dass da die Nachfrage größer wird, dass die Leute wirklich sehen, so wird das hier und das wird jetzt deutlich zu einer Belebung führen.

Was aus den meisten Gewerbetreibenden wird, die ihre Billigläden in der Hellersdorfer Promenade haben, ist noch unklar.

"Ich persönlich freue mich sehr darauf, weil es nicht nur eine Aufwertung des Quartiers in Hellersdorf ist, sondern in ganz Berlin."

Christiane Winzer betreibt seit drei Jahren die Candela Lounge – eine auf Latainamerika getrimmte Gaststätte mit Che Guevara Postern an der Wand. Dem Umfeld entsprechend bietet sie einen preiswerten Mittagstisch an, abends setzt sie auf den besseren Geschmack und lädt zu Cocktailpartys, Salsakursen und Diskussionsrunden mit prominenten Gästen – "Noch’n Talk" genannt. Der Balanceakt aus Billigangeboten und anspruchsvollem Programm kommt bei den Hellersdorfern gut an. Hat die Candela Lounge auch im neuen Europaviertel bestand?

"Ich finde dieses Projekt sehr schön, weil man Kunst nicht überall findet und so eine Platte künstlerisch zu bemalen, damit sie attraktiv für alle wird auch für Touristen, ist eine Megaidee über die sich die Gewerbetreibenden freuen, weil man sich höhere Umsätze erhofft."

Die Erwartungen an das Europaviertel, das in Marzahn-Hellersdorf entstehen soll, sind auf allen Seiten, bei allen Beteiligten groß. Die Fassade des ersten Plattenbaus ist fertig, davor wird gerade ein Container als Infocenter gestaltet und im März 2007 soll es in der Fußgängermeile mit der Wandmalerei weitergehen. Wenn alles nach Plan läuft und auch der Investor, trotz der hohen finanziellen Aufwendungen, bei der Stange bleibt, wird das größte Wandgemälde der Welt Ende 2008 in Berlin Marzahn-Hellersdorf zu besichtigen sein. Baustadtrat Niemann hat für diese Zeit eine große Vision.

"Hellersdorf ist Geheimtipp. Da ja viele Menschen mehr als einmal nach Berlin kommen, gibt es vielleicht auch das Interesse, sich mal etwas anderes anzugucken. So eine Route, wie Gärten der Welt, eine Einmaligkeit in Marzahn, dann mal zu gucken, was die Ahrensfelder Terrassen als Ergebnis von Wohnungsabriss und Aufwertung wirklich sind und dann da vorbei zu gucken, um im Europaviertel schön Kaffee zu trinken, dass kann man sich schon vorstellen. Und wer dann noch Zeit hat, einen kleinen Spaziergang durch die Höhnower Weiherkette zu machen... Also, ich halte es als Teil von touristisch relevanter Gegend von Berlin für völlig realistisch."