Neujahrskonzert des RIAS Kammerchores

Dreifacher Lobgesang

Hans-Christoph Rademann
Der Dirigent Hans-Christoph Rademann leitet das Neujahrskonzert © Matthias Heyde
01.01.2015
Den großen Barockmeistern widmet sich der RIAS Kammerchor in seinem traditionellen Neujahrskonzert - Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach und Jan Dismas Zelenka haben immer wieder höchste musikalische Raffinesse angewandt, um Gott zu loben.
Es ist kaum zu glauben, aber der RIAS Kammerchor, einer der besten Chöre dieser Art überhaupt, erfahren sondergleichen in der historischen Aufführungspraxis, hat zwei der drei Werke in diesem Programm noch nie gesungen! Und es sind keine unbekannten barocken Kleinmeister, die hier vertreten sind, sondern es geht um die Musik der Giganten dieser Epoche, um ein Werk von Johann Sebastian Bach und eines seines vielfach unterschätzten Zeitgenossen Jan Dismas Zelenka.
Händel schrieb sein "Dixit Dominus", das die Form eines geistlichen Konzerts hat, während seiner vierjährigen Studienreise durch Italien. Sofort fand er mit seiner Musik viel Aufmerksamkeit, denn er beherrschte es perfekt, unverfängliche Dramatik zu erzeugen, die Menschen mit geistlichem Latein emotional zu packen, als säßen sie in der Oper.
Jan Dismas Zelenka kam aus Prag an den Dresdner Hof und schaffte es dort nie, die besten Positionen zu erlangen, die ihm aufgrund seines musikalischen Genies durchaus zugestanden hätten. Er war letztlich ein unangepasster Zeitgenosse. Das hört man seiner Musik auch an. Ihre Prachtentfaltung hat immer leicht extreme Züge. Zelenka war für den katholischen Teil der geistlichen Hofmusik zuständig. Das beschränkte von vornherein im protestantischen Sachsen seine Wirkung. Um so interessierter sind die heutigen Barockspezialisten daran, Zelenkas Musik in ihrer Vielfalt neu zu entdecken.
Auch aus dem fernen Leipzig kamen immer mal wieder Bewerbungsschreiben an den Hof in Elbflorenz. Aber auch "der Gott der Musik", wie Johann Sebastian Bach bisweilen genannt wird, schaffte es nicht, einen einflussreiche Posten am kursächsisch-polnischen Hof zu bekommen.
Bachs Kantate "Lobet den Herrn" ist für den Ersten Januar gedacht. Sie bildet im heutigen Konzert den liturgisch einwandfreien Abschluss, auch wenn der Thomaskantor sicher (wie so oft) einige kleine Symbole hineinkomponiert hat, die weit in die unbekannte Zukunft eines neuen Jahres hineinreichen oder es am Ende vorhersagen?
Die zwei Sopranpartien übernehmen die junge, mehrfach ausgezeichnete Anna Lucia Richter sowie Letizia Scherrer, die mit dem RIAS Kammerchor schon einige Male gemeinsam aufgetreten ist. Als Altistin konnte wieder Wiebke Lehmkuhl gewonnen werden, die bereits bei den Projekten des RIAS Kammerchores mit der Musik Carl Philipp Emanuel Bachs im gerade vergangenen Jubiläumsjahr 2014 glänzen konnte. Aus Österreich kommen die beiden männlichen Solisten: Der zuletzt vor allem in Wien tätige Tenor Sebastian Kohlhepp singt zusammen mit dem Tiroler Bariton Andrè Schuen. Der hat sich ebenfalls vor allem in Wien durch seine ausgezeichneten Auftritte in Nikolaus Harnoncourts Da-Ponte-Zyklus einen Namen gemacht.
Das Programmheft zum Nachlesen
Live aus der Philharmonie Berlin
Georg Friedrich Händel
"Dixit Dominus" - Geistliches Konzert für Soli, Chor, Streicher und Basso continuo g-Moll HWV 232
Jan Dismas Zelenka
Te Deum a due cori ZWV 146
ca. 20.50 Uhr Konzertpause, darin:
Ruth Jarre im Gespräch mit Habakuk Traber über die Werke des Abends
Johann Sebastian Bach
Singet dem Herrn ein neues Lied - Kantate für Soli, Chor und Orchester BWV 190
Anna Lucia Richter, Sopran
Letizia Scherrer, Sopran
Wiebke Lehmkuhl, Alt
Sebastian Kohlhepp, Tenor
André Schuen, Bariton
RIAS Kammerchor
Akademie für Alte Musik Berlin
Leitung: Hans-Christoph Rademann