Neues von Giuseppe Martucci

22.11.2011
Auf Initiative des in Berlin lebenden italienischen Pianisten Pietro Massa ging die Neubrandenburger Philharmonie vor zwei Jahren auf musikalische Entdeckungsreise und widmete ein Konzertprogramm Giuseppe Martucci (1856-1909), der hierzulande kaum bekannt ist. Das Unterfangen erwies sich in jeglicher Hinsicht als äußerst lohnend.
So wurde das bereichernde Musikerlebnis dank Deutschlandradio Kultur einem breiten Publikum zugänglich gemacht und sogar auf CD eingespielt. Nach der Aufführung des 2. Klavierkonzertes und der 2. Sinfonie erklingen nun die beiden erst nummerierten Werke des Italieners. Wieder zeichnet Deutschlandradio Kultur das Konzert auf, und auch eine weitere CD ist geplant.

Martucci gehört - neben Giovanni Sgambati - zu den Wegbereitern der neueren italienischen Instrumentalmusik. Zu einer Zeit, da das Musikleben seiner Heimat hauptsächlich von der Oper beherrscht wurde, schrieb er Orchester- und Kammermusik. Das kompositorische Schaffen des Italieners ist stark von Johannes Brahms und dessen klassizistischem Romantizismus beeinflusst worden. Doch ist seine Musik keineswegs eine bloße Kopie deutscher Vorbilder, sondern ebenso von süditalienischer Sanglichkeit geprägt.

Martucci wurde als Sohn eines Trompeters und Militärkapellmeisters in Capua geboren. Sein Vater erteilte ihm den ersten Musikunterricht, und mit acht Jahren trat er bereits als Pianist öffentlich auf, zusammen mit seiner Schwester Teresa. Von 1867 bis 1871 besuchte Martucci das Konservatorium San Pietro a Maiella in Neapel, wo er bei dem Thalberg-Schüler Beniamino Cesi (Klavier) und Paolo Serrao (Komposition) studierte. 15-jährig begann er seine Laufbahn als Konzertpianist. Später wirkte er als Professor für Klavierspiel am Konservatorium in Neapel und leitete die neu gegründete Società Orchestrale di Napoli. Von 1886 bis 1902 war er Direktor des Liceo Musicale in Bologna.

Mit der Komposition seiner 1. Sinfonie d-Moll op. 75 hatte Giuseppe Martucci 1888 begonnen. Das Werk sollte ihn sieben Jahre lang beschäftigen... Sein Erstes Klavierkonzert war bereits 1878 entstanden. Damals befand sich der Musiker in Paris: "Mit diesem Werk wollte er sich wahrscheinlich als Komponist und Interpret eigener Werke in der Pariser Szene präsentieren. Doch er entschied sich dann, das Klavierkonzert nicht uraufzuführen. Das Werk wurde erst 95 Jahre später veröffentlicht. Die Einflüsse von Mendelssohn und Chopin sind hier deutlich zu spüren, obwohl vor allem Brahms (nicht zuletzt wegen der Tonart d-Moll wie bei dessen Klavierkonzert Nr. 1) ein entscheidender Orientierungspunkt gewesen zu sein scheint", konstatiert Pianist Pietro Massa, der wiederum den Solopart übernehmen wird.
Die Konzertleitung liegt in bewährter Weise in den Händen von Stefan Malzew.
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Konzertkirche Neubrandenburg
Aufzeichnung vom 10.11.11


Giuseppe Martucci
"Colore orientale", Fassung für Orchester
Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Giuseppe Martucci
Sinfonie Nr. 1 d-Moll op. 75


Pietro Massa, Klavier
Neubrandenburger Philharmonie
Leitung: Stefan Malzew