Neues Museum in Thüringen

Haus der Weimarer Republik beschlossen

Das Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Nationaltheater in Weimar (Thüringen)
Gegenüber des Nationaltheaters in Weimar soll das Haus der Republik entstehen. © dpa / picture alliance / Soeren Stache
Von Henry Bernhard · 13.07.2016
Der Bund bewilligt drei Millionen Euro für das neue Haus der Weimarer Republik. 2019 soll das Museum fertig sein, rechtzeitig zum 100. Jahrestag des Zusammentretens der verfassungsgebenden Nationalversammlung in Weimar.
Der Weimarer Oberbürgermeister Stefan Wolf ist sehr zufrieden.
"Wir haben ja etwas mehr beantragt, sind aber glücklich, dass wir überhaupt so viel bekommen haben, weil das ist im Verhältnis, was überhaupt zur Verfügung gestellt wurde für Thüringen und für Weimar, schon sehr, sehr viel. Von daher sind wir sehr, sehr glücklich, dass das ja auch deutlich macht, dass der Bund sich seiner Verantwortung für das Thema bewusst ist, denn es geht ja um kein kommunales Thema, sondern die Weimarer Republik. Die Geschichte der Republik ist natürlich schon von nationaler Bedeutung."
Der Ort für das geplante "Haus der Weimarer Republik" könnte nicht besser sein: Die Coudray’sche Wagenremise liegt genau gegenüber dem Deutschen Nationaltheater, in dem 1919 die Nationalversammlung tagte, in der sie die Weimarer Reichsverfassung verabschiedete und Deutschland erstmals auf den Weg der Demokratie brachte.

Museum soll 2019 fertig sein

Noch beherbergt das Gebäude die Weimarer Bauhausausstellung, doch soll ja 2018 das neue Bauhausmuseum in Weimar schon eröffnet sein. 2019 soll auch das "Haus der Weimarer Republik" fertig sein.
"Wir sehen das nicht so sehr als Museum, sondern als Ort des Diskurses, weil: Museen haben wir in Weimar reichhaltig; sondern es geht darum, sich aus der heutigen Zeit mit der Geschichte zu beschäftigen. Wir leben in einer Zeit, die in manchen Dingen fatal an die 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts erinnert in Europa. Das ist wichtig, sich mit dieser Geschichte zu beschäftigen, nicht nur als Museum, sondern gerade mit den Auswirkungen, die es auch auf die heutige Zeit haben kann, damit sich bestimmte Dinge einfach nicht wiederholen."
Eine Idee, die dem Verein "Weimarer Republik e. V.", der den Plan eines festen Hauses seit seiner Gründung vor drei Jahren verfolgt, sehr wichtig ist. Vereinsvorsitzender ist Michael Dreyer, der an der Jenaer Universität politische Theorie und Ideengeschichte lehrt.
"Das Thema Weimarer Republik fängt im Jahr 2019 an mit dem 100. Jubiläum, aber das hört ja nicht auf! Das geht ja weiter. Die Geschichte der Weimarer Republik ist dann für die nächste Dekade und darüber hinaus etwas, was uns immer wieder ins Gedächtnis gerufen wird. Und natürlich: Je länger es voranschreitet, werden auch die Gefährdungen der Demokratie immer deutlicher werden."

Knappe Finanzierung für Ausstellung und Forschung

Dreyer möchte einerseits die Weimarer Reichsverfassung als Vorläufer des Grundgesetzes mehr ins Bewusstsein bringen, andererseits auch auf die Zerstörung der Weimarer Republik durch die Eliten hinweisen, die an deren Ende nicht mehr an die Demokratie geglaubt hätten. Dass sich das heutige Deutschland erst so spät mit dem Beginn der Weimarer Republik auseinandersetzt, hält er nicht für einen Zufall.
"Man muss auch sehen, dass natürlich am Anfang der Bundesrepublik viel von dem wissenschaftlichen und auch politischen Spitzenpersonal bereits aktiv gewesen ist in der Weimarer Republik! Und es ist natürlich auch dann einfacher, zu sagen: Ja, die Weimarer Republik hatte von Geburt an so viele Fehler, dass sie daran zugrunde gegangen ist, als zu sagen: Wir, die politischen Eliten, haben versagt. Es ist unser Fehler!"
Die drei Millionen Euro vom Bund reichen gerade, um das Gebäude zu ertüchtigen, nicht aber für eine Ausstellung, für Wissenschaftler, für den laufenden Betrieb des Hauses der Weimarer Republik. Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf, der ohnehin am Rande seiner finanziellen Möglichkeiten agiert und gerade eine Haushaltssperre verhängt hat, sieht die Verantwortung ganz klar.
"Wir sehen darin in erster Linie die Verantwortung des Bundes, sich mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Die Stadt Weimar wird das Gebäude zur Verfügung stellen. Ein Eigenanteil ist ja auch noch erforderlich für die Baumaßnahme. Also, von daher sind wir da nicht ganz außen vor."

Sich zum Erbe der Weimarer Republik bekennen

Auch der Verein setzt auf den Bund, der schließlich auch andere Stätten deutscher Demokratie, wie die Paulskirche und das Hambacher Schloss, fördere. Carsten Schneider, Thüringer Bundestagsabgeordneter und Vizechef der SPD-Fraktion, der auch für die nun zugesagten drei Millionen verantwortlich ist, sieht das ähnlich und hofft auf den öffentlichen Druck, wenn das Haus der Weimarer Republik erst einmal bereitsteht.
"Ich werde versuchen, noch in dieser Legislatur einen Bundestagsantrag durchzusetzen, wo sich der Bundestag klar zur Weimarer Verfassung, zum Erbe der Weimarer Republik bekennt und dementsprechend auch, was den Bund betrifft, klare Aussagen trifft, dass wir uns da dauerhaft beteiligen. Das Land Thüringen wird sich dann, glaube ich, dem nicht entziehen können."
Thüringens Kulturstaatssekretärin Babette Winter freut sich erst einmal über die Anschubfinanzierung vom Bund. Aber sie weiß, dass das Geschenk auch kosten wird.
"Am Ende des Tages wird man auch über Geld reden, natürlich. Wir müssen gemeinsam als Land sehen: Was können wir da tun? Aber auch: Was kann die Stadt noch tun, denn Weimar profitiert ja auch davon. Natürlich werden wir auch versuchen: Was kann der Bund noch dazu tun? Mindestens so etwas wie Projekt und weiterer Anschub für die inhaltliche Ausgestaltung. Da würde ich schon noch mal an den Bund herantreten wollen."
Vermutlich wird das Geld also zusammenkommen, weil sich keiner die Blöße geben will, 2019 ein saniertes, aber leeres Haus der Weimarer Republik zu eröffnen.
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