Neues Konzept, neues Personal

Von Carsten Probst · 01.09.2009
Die Querelen um die Temporäre Kunsthalle Berlin sollen nun endlich ein Ende haben. Mit einem neuen Konzept, neuem Personal und einer neuen Außengestaltung will die Kunsthalle das zweite Jahr bestreiten.
Alles ist wieder gut. Die Temporäre Kunsthalle Berlin macht weiter, als hätte es in den letzten Monaten nicht den Verlust nahezu ihres gesamten Führungspersonals und die Streichung des Programms für ihr zweites und planmäßig auch letztes Jahr gegeben, kurzum: als hätte sie nicht eben noch vor dem totalen Scheitern gestanden. Angela Rosenberg, die schon vorher im Management des Hauses beschäftigt war, hat nun seit Juli die Rolle einer Art Chefkuratorin übernommen, die anstelle des zurückgetretenen Künstlerischen Beirates für die Durchführung der kommenden vier Ausstellungen sorgen soll. Ihr ist es daher auch vorbehalten, die Nachricht vom Weitermachen zu verkünden:

"Die letzten Monate waren sehr turbulent, wie Sie mitbekommen haben, es gab personelle Veränderungen, viel Aufregung und damit verbunden die Frage, wie es weitergehen soll. Das Ergebnis nun ist, dass wir weiterhin mit Gastkuratoren arbeiten werden. Neu für die Kunsthalle ist aber, dass wir dafür internationale Künstlerinnen und Künstler einladen, die in Berlin leben und arbeiten und die als Kuratoren agieren. Sie werden nicht in erster Linie eigene Werke zeigen, sondern die Betrachter vielmehr an ihrer Perspektive teilhaben lassen, subjektive Sichtweisen, die sie in eigenständige und bestimmt auch eigenwillige Ausstellungen einbringen werden."

Die nächsten vier Ausstellungen werden nicht mehr Einzelausstellungen sein wie bisher und wie sie von großen Teilen der Kunstkritik als konzeptuell fragwürdig abgelehnt wurden, sondern Gruppenausstellungen, in denen jeweils eine Künstlerin oder ein Künstler die Arbeiten anderer Berliner Künstler auswählt und damit seinen oder ihren je eigenen Blick auf die Berliner Szene präsentieren soll. Als Erstes die Dänin Kirstina Roepsdorff, die unter anderem Skulpturen und Installationen von Isa Genzken und Monica Bonvicini zeigen will. Das überrascht konzeptuell, weil ja auch der entlassene Geschäftsführer Thomas Eller bislang schon Gruppenausstellungen geplant hatte. Was ist also neu? Eller wollte ursprünglich das inhaltliche Profil der Kunsthalle schärfen und verstärkt Themen für die Ausstellungen setzen. Inhaltliche Festlegungen aber will Dieter Rosenkranz, der Mäzen, dessen Stiftung Zukunft Berlin das Haus privat finanziert, vermeiden, weil er fürchtet, das Massenpublikum am Berliner Schlossplatz zu verlieren. Der neue Geschäftsführer Benjamin Anders:

"Über diesen Standort hier finden wir aber auch Zugang zu vielen Zielgruppen, für die der Besuch von Ausstellungen nicht die ureigene Motivation ist, und dementsprechend haben wir hier die eigene Möglichkeit, einer großen Bevölkerungsgruppe eine komplett neue Erfahrungsmöglichkeit zu bieten, indem wir sie in den Kontakt mit Gegenwartskunst bringen können."

Und er fügt hinzu, was der Kern des neuen Programms ist, nämlich ...

"... dass das Profil der Temporären Kunsthalle nicht durch eine einzelne Person geformt wird, nicht durch eine Person, die die Funktion der künstlerischen Leitung hat, sondern dass das Profil der Temporären Kunsthalle durch die Kunst selber formuliert wird."

Die Unverbindlichkeit bleibt also Programm, schon wohl deshalb, weil dadurch auch die bisherige Inhaltslosigkeit der Planungen für die Permanente Kunsthalle zu sehr in den Vordergrund rücken würde, die dem Temporären Haus ab 2011 am Humboldthafen folgen soll und ein Wunschprojekt von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit ist.

Eine neue Fassade der Berliner Fotokünstlerin Bettina Pousttchi für die Kunsthalle auf dem Schlossplatz soll zusätzlich deren bisherige edle und abstrakte Außenhautgestaltung von Gerwald Rockenschaub ablösen.

Rosenberg: "Ihr Entwurf sieht vor, die Kunsthalle in eine Fotoinstallation zu verwandeln und die gesamte Fassade flächendeckend mit einer schwarz-weißen Fototapete zu plakatieren. Das Motiv dafür erinnert, unschwer zu erkennen, obwohl es stark digital bearbeitet wurde, an den gerade erst verschwundenen Palast der Republik."

Damit rundet sich das neue Konzept, das die Temporäre Kunsthalle außen zu einem touristischen Blickfang machen soll und innen zu einem Revuetheater des künstlerischen Name Droppings in Berlin.