Neues Album "Zarabi" von Oum

Musikalische Selbstfindung in der Wüste

Die marokkanische Sängerin Oum steht am 11.11.2012 beim Taragalte-Festival in Mhamid El-Ghizlane im Süden Marokkos auf der Bühne am Mikrofon.
Oum bei einem Auftritt beim Taragalte-Festival in Mhamid El-Ghizlane im Süden Marokkos © AFP
Von Wolfgang Meyering · 18.02.2016
Einfach sie selbst sein: Für ihr Album "Zarabi" hat sich die marokkanische Sängerin Oum in einen kleinen Ort in der Wüste zurückgezogen. Mit ihren Musikern hat sie dort zehn sehr persönliche, akustische und atmosphärische Songs eingespielt.
"You know that sometimes even now. Some people, they stop me in the street and say: Oh, I love you, I love your music, and I have a picture. And before saying goodbye they say: Please can I ask you, what is your real job?"
Es ist wahrscheinlich eine der häufigsten Fragen, die sich Musiker auf diesem Planeten anhören müssen: "Was ist eigentlich ihr richtiger Job?" Auch die marokkanische Sängerin Oum hört diesen Satz immer mal wieder, wenn Fans die sie auf der Straße ansprechen. Umso mehr möchte sie jungen Menschen in ihrer Heimat zeigen, dass es möglich ist von der Musik zu leben. Auch für eine Frau in einem muslimischen Land.

Orientalische Musik trifft auf Jazzimprovisationen

Diese Themen finden sich auch auf ihrem neuen Album wieder. Die in Casablanca geborene Musikerin wuchs in einer Umgebung mit viel Musik auf, sowohl der ihrer Heimat als auch mit ausländischer Popmusik, die sie via Satellit im Fernsehen erleben konnte. Für ihr neues Album "Zarabi" hat sie sich mit ihren Kollegen buchstäblich in die Wüste begeben:
"I knew, that they would believe in like me hardly in the danger of this thing, to go and record open air in the desert. That was absolutely not sure."
Am Anfang war sich die Sängerin Oum gar nicht so sicher, ob ihre Kollegen das Risiko, unter freiem Himmel in einer kleinen Oasenstadt im Süden Marokkos die neue CD aufzunehmen, mittragen würden. Aber sie war der Meinung, dass die Atmosphäre dort die verschiedenen Persönlichkeiten und Stile in der Gruppe besonders gut zusammenführen würde. Und das Ergebnis gibt ihr Recht. Anders, als bei ihrer letzten CD "Soul of Marokko" geht es diesmal sehr akustisch zu. Die Stücke werden instrumental dominiert von der arabischen Laute Oud und der westlichen Trompete. Orientalische Musik trifft auf Jazzimprovisationen. Zusammen mit Percussion und Kontrabass weben sie einen "Zarabi", einen Teppich, auf dem sich die Stimme von Sängerin Oum ausbreiten kann.

Auf das Wesen der Musik konzentriert

Doch das Wichtigste bei den Aufnahmen war für die Marokkanerin, dass sie sich auf das Wesen der Musik konzentrieren konnte:
"Trying to stop having make up. And having lots of intelligent arrangements. And not to try to please anybody. Doing this or that, because you know this will work. Trying to be just yourself."
Bei ihrem neuen Album sollten die Songs ohne "Schminke" auskommen. Keine hochintelligenten und komplexen Arrangements. Kein sich dem Publikum anbiedern mit Sachen, von denen man eh schon weiß, dass sie funktionieren. Die Marrokkanerin Oum wollte endlich sie selbst sein. Mit ihren Kollegen weben sie die Strukturen der Songs. Eine Musik erschaffen, zu der auch das Publikum einen emotionalen Zugang finden kann und einbezogen wird.
"If you want to do a real thing for them you have to be yourself. And then they like or don´t. But you are free. You can leave this world and be, you know, serenity…"
Wenn man etwas Echtes, Wahres schaffen will für die Hörer, dann muss man wirklich man selbst sein. Dann ist man frei. Wenn man das geschafft hat, könnte man, meint die Sängerin Oum, sogar mit Gelassenheit diese Welt verlassen.

Dem Ideal des Echten und Wahren näher gekommen

Mit dem neuen Album ist die Marokkanerin diesem Ideal des Echten und Wahren einen Riesenschritt näher gekommen. Die Musik fließt wunderbar und man spürt bei jedem Ton die innige Verbundenheit zwischen den Musikern. Alle Stücke wirken wie aus dem Moment erschaffen und haben absolut nichts Anbiederndes. Das ganze Album ist ein rundum gelungenes Stück musikalische Selbstfindung in der Wüste, an der wir teilhaben dürfen.
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