Neuer Verbotskurs gegen radikal-islamisch Salafisten

Von Dorothea Jung · 21.12.2010
Der deutsche Verfassungsschutz bezeichnet den "Salafismus" als die "am schnellsten wachsende radikale Strömung" im Islam. Im Fokus der jüngsten Razzia der Sicherheitsbehörden standen Vereine der Gruppierung "Einladung zum Paradies". Leitfigur dieser Gruppierung ist der Talkshow-bekannte deutsche Konvertit Pierre Vogel.
"Ich bezeuge ... Allah."

Dutzendfach kann man im Internet Missions-Videos mit dem islamischen Prediger Pierre Vogel entdecken. Filme, in denen der 32-jährige deutsche Konvertit junge Menschen das islamische Glaubensbekenntnis nachsprechen lässt und sie damit zu Muslimen macht. Der Ex-Boxer Pierre Vogel und sein Verein "Einladung zum Paradies" sind die bekanntesten Repräsentanten salafistischer Netzwerke in Deutschland. Pierre Vogel gibt sich jovial und wirkt auf den ersten Blick dynamisch und lebensfroh. Doch sein leutseliger Auftritt täuscht über seine knallharte Ideologie hinweg.

Der Salafismus ist seiner Konzeption nach eine Strömung des Islams, die muslimische Werte wiederbeleben will, die angeblich zu Zeiten des Propheten geherrscht haben sollen. Diese Bewegung der religiösen "Rückbesinnung" entstand im 19. Jahrhundert in Saudi-Arabien und Ägypten. Sie breitete sich auch in der weiteren arabischen Golfregion aus und in Nordafrika.

Wer in das salafistische Netzwerk von Pierre Vogel und dem Verein "Einladung zum Paradies" gerät, hat sein Leben fortan wortwörtlich an den Prinzipien des Korans auszurichten. Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen kennt der Salafismus nicht. Dafür bietet er den Jugendlichen ein einfach strukturiertes religiöses Weltbild an, in dem alle Schwierigkeiten und Probleme dem Umstand der Gottlosigkeit zugeschrieben werden.

Wer dem Ruf salafistischer Prediger wie Pierre Vogel folgt, bekommt eingeimpft, dass die komplizierten Lebenswirklichkeiten und Widersprüche in einer westlichen Demokratie negativ zu bewerten sind. Alles Negative existiert nach der Ideologie dieser Salafisten nur deshalb, weil die moderne Gesellschaft sich von Gott entfernt hat. Auf diese Weise geraten die Jugendlichen in eine innere Entfernung zu westlichen Werten wie Aufklärung, Pluralismus und Meinungsfreiheit - und sind unter Umständen empfänglich für die terroristische Ideologie von Djihadisten.

Die gibt es unter den Salafisten ebenfalls. Allerdings nicht im Verein "Einladung zum Paradies", sondern zum Beispiel in einem Netzwerk, das sich "Die wahre Religion" nennt. Diese Gruppierung stand jedoch nicht auf der Durchsuchungsliste des Bundesinnenministers.
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