Neue Wohnformen

Der Altbau als Vorbild

Gründerzeithäuser im Bezirk Steglitz in Berlin.
Gründerzeithäuser im Bezirk Steglitz in Berlin. © picture-alliance / dpa / Wolfram Steinberg
Uli Hellweg im Gespräch Christopher Ricke · 24.01.2015
Das Bauen muss völlig neu gedacht werden, sagt der Architekt und Stadtplaner Uli Hellweg. Er glaubt: Altbauwohnungen könnten dabei als Vorbild dienen. Denn sie könnten flexibler genutzt werden, als viele neue Wohnungen.
Wie sollten wir in Zukunft bauen? Architekten denken über neue Grundrisse und Wohnformen nach, die den gewandelten Lebensverhältnissen entsprechen. Wohngebäude müssten sich künftig mehr den Menschen anpassen, meint der Hamburger Architekt Uli Hellweg. Das Bauen müsse völlig neu gedacht werden:
"Heute werden viele Neubauten auf eine ganz bestimmte Zielgruppe hin gebaut. Und dann auch nur auf diese Lebenssituation hin, zum Beispiel auf die einer jungen Familie. Das ist ein großer Fehler, dass die Häuser heute immer noch sehr stark auf singuläre, zeitliche begrenzte Situationen gebaut und vermarktet werden."
Wohnräume müssten vielmehr flexibel genutzt werden können, meinte Hellweg. Er verwies auf die Vorbildfunktion von Altbauwohnungen. Sie seien für viele Menschen besonders attraktiv:
"Das liegt vor allem daran, dass Altbauwohnungen eben Zimmer haben, die relativ neutral nutzbar sind. Man hat etwa gleich große Räume. Man kann sie zum Wohnen nutzen, man kann sie zum Arbeiten nutzen. Und diese Qualität haben ja viele neu gebaute Wohnungen nicht, die sich streng an das klassische Familienmuster halten."
Zukünftig kleine statt großer Wohnungen
Auch über die Größe von Wohnungen müsse anders nachgedacht werden, sagte Hellweg. Denn es gebe ein Missverhältnis: So seien heute rund 60 Prozent der Neubauwohnungen Drei- bis Vierzimmerwohnungen. Doch nur rund 20 Prozent der Bevölkerung bräuchten überhaupt noch Wohnungen dieser Größe.
"Wir haben aber rund 80 Prozent an Ein- bis Zweipersonenhaushalten. Insofern müssen wir in Zukunft auf der einen Seite mehr kleine Wohnungen bauen. Aber wir müssen sie auch in soziale Kontexte einbinden. Das heißt, es muss Nachbarschaften geben, es muss Kommunikationsräume geben. Es geht um gemeinschäftsfähige Grundrisse."
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