Neue Platten

Rock, Psychedelia und Post-Punk

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Sängerin Brittany Howard der US-Band The Alabama Shakes während des 46. Montreux Jazz Festivals 2012 © picture alliance / dpa / Laurent Gillieron
Von Uwe Wohlmacher · 17.04.2015
Ob Alabama Shakes "Sound & Color", "Static Noise" von Brian Lopez oder "Wire" von Wire - die Platten haben unseren Kritiker Uwe Wohlmacher überzeugt. Inbesondere die Alabama Shakes seien auf neuen und spannenden Wegen unterwegs.
Alabama Shakes: "Sound & Color"
"Sound & Color" heißt das neue Album der US-Retro-Band Alabama Shakes, die sich auf dem Nachfolger des Grammy-nominierten Debüts "Boys & Girls" von 2012 tendenziell weiterhin zwischen Southern Rock und Blues bewegt - allerdings mit einem gehörigen Schuss Soul und Funk, was eine großartige und überzeugende Mischung ergibt. Zudem ist die Atmosphäre der Platte verträumter, ja, man kann sagen düsterer und schweißtreibender geworden und passt damit wie die Faust aufs Auge in die heiße Sumpflandschaft von Alabama, der Heimat des Quartetts um die stimmgewaltige Frontfrau und Gitarristin Brittany Howard.
Den Alabama Shakes ist ein guter Schritt in die richtige Richtung gelungen, ohne sich einem aktuellen Musiktrend unterzuordnen oder gar anzubiedern. Hoffentlich bleibt die Band noch lange genug zusammen, um auch in Zukunft, wie hier, neue spannende musikalische Wege zu entwickeln.
Brian Lopez: "Static Noise"
Brian Lopez ist bei uns eine noch ziemlich unbekannte Größe. Mit seinem neuen Album "Static Noise" sollte sich das ändern. Es ist die zweite Platte des Musikers, der in den letzten Jahren, neben seinem Debüt von 2011, die Psychedelic-Cumbia-Band Gicht Dust unterhält und mit Howe Gelb und dessen Band Giant Sand unterwegs war. Hatte sich Lopez auf seinem hochgelobten Erstling noch mit verträumten, feingliedrigen Singer-Songwriter-Pop ins Szene setzen können, sollte es nun, mit Blick auf die späten Sixties, doch rockiger weitergehen.
Auf dem neuen Album von Brian Lopez ist nun ein Mix aus britischer Psychedelia im Stil von Syd Barret, dem Twang Blues-Rock von Hanni El Khatib und dem versponnenen Folk eines Jeff Buckley zu hören. Falls Sie diese Vergleiche überfordern, empfehle ich eine längere Hörprobe in ihrem Schallplattenfachgeschäft.
Wire: "Wire"
Ganz einfach Wire ist der Titel des neuen Albums der gleichnamigen englischen Post-Punk Band, die nach ihrem Start 1976 mit einem Mix aus schroffen Gitarren-Riffs und eingängigen Melodielinien schnell als wegweisende Band erkannt wurde. Seitdem hat sich das Quartett, das in den frühen 80er-Jahren eine mehrjährige Auszeit nahm, ohne Rücksicht auf Fans und Kritiker stets weiterentwickelt, hat mit Synthesizern und Noise-Rock experimentiert, um dann doch immer wieder zu Post-Punk zurückzukommen.
2015 präsentieren sich Wire zeitgemäß mit deutlichem Verweis auf die Sixties mit viel Hall und typischen Byrds-Gitarren in einer Mischung aus modernem Psychedelic und melancholischem New Wave-Sound, was dann doch wieder an ihr zu Recht hochgelobtes Frühwerk "Chairs Missing" von 1978 anknüpft. Vergangenheit trifft hier auf Zukunft - es kommt eben doch alles wieder.
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