Neue Platten in der Kurzkritik

Das muss man gehört haben ... oder auch nicht

Spectacle - Paris VIIIe (Hôtel-Four-Seasons-George-V ) Le guitariste du groupe Les Rolling Stone Keith Richards, 71 ans, qui sort son troisième album solo "Crosseyed Heart " après 23 ans. Paris, France, sept 4th 2015 Rolling Stone Keith Richards during a shooting in Paris.
Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards bei der Vorstellung seines neuen Solo-Albums in Paris © dpa / Frédéric Dugit
Von Uwe Wohlmacher · 18.09.2015
Rock-Urgestein Keith Richards hat sich für "Crosseyed Heart" 23 Jahre Zeit gelassen, und klingt doch wie eh und je. Ex-Pink-Floyd-Gitarrist David Gilmour kommt mit "Rattle That Lock" etwas leichter als sonst daher, während Lana Del Rey mit "Honeymoon" weiter auf Bewährtes setzt.
Keith Richards "Crosseyed Heart"
Neues aus dem Stones-Lager. Nein, kein neues Album der ältesten Rockband der Welt, sondern deren in allen Ehren ergrautes Riffmonster Keith Richards hat sich aus purer Langeweile mit ein paar Freunden im Studio getroffen und ein neues Soloalbum aufgenommen. Das letzte kam immerhin vor 23 Jahren heraus und das auch nur, weil sich Mick Jagger nicht überwinden konnte, mit seinem alten Kumpel ein paar neue Kracher rauszuhauen. Das dürfte auch diesmal wieder der Grund sein, denn alles was Keith Richards nicht gebrauchen kann ist Langeweile. Und bevor er wieder von der Leiter fällt oder gegen eine Palme stolpert, macht er das, was er schon gefühlt seit Hundert Jahren macht. Musikalische Überraschungen sind auf "Crosseyed Heart" nicht zu hören, damit hat wohl auch niemand ernsthaft gerechnet. Keith schrammelt und krächzt sich launig durch Blues, Rock und Reggae und gibt ein paar kluge Altersweisheiten zum Besten. Das Beste an der Veröffentlichung dieses Albums ist die Tatsache, dass Keith immer noch lebt und Spaß an der Musik hat.

David Gilmour "Rattle That Lock"
Mit David Gilmour meldet sich ein weiteres Rock-Urgestein mit einem neuen Album zurück. Nachdem der Gitarrist im letzten Jahr seine Pink Floyd-Vergangenheit mit dem Kehraus-Album "The Endless River" endgültig hinter sich gelassen hat, versucht er musikalisch nun auch solo zu neuen Ufern aufzubrechen. "Rattle That Lock" heißt das Ergebnis, auf dem der Floyd-Veteran mal jazzig, mal bluesig und einmal im sogar Walzertakt, tatsächlich meist ohne den soundmäßig schweren Rucksack der Vergangenheit auszukommen versucht. Das gelingt natürlich nicht ganz, denn David Gilmour wird seinen für ihn typischen Gitarrensound nicht mehr verändern. Aber, David Gilmour ist 2015 leichter und poppiger unterwegs, und das dürfte für ihn das Wichtigste sein. Seine Fans werden seine immer etwas an der Grenze zum Kitsch angesiedelte Songs dennoch wiedererkennen. David Gilmour bleibt auch im Walzertakt David Gilmour.

Lana Del Rey "Honeymoon"
Elizabeth "Lizzy" Grant, die unter Künstlernamen Lana Del Rey bekannt ist, zelebriert auf ihrem neuen, mittlerweile dritten Album, "Honeymoon", wieder einen opulenten Klangteppich aus Streichern, Glocken, Harfen und Kinderchören, der mit ordentlich viel Hall unterlegt worden ist. Pathos-Pop mit dem Hang zur Düsternis, der sich aus vielen kleinen Mosaiksteinchen der Popgeschichte zusammensetzt und wie der Soundtrack zu einem fiktiven Hollywood-Streifen angelegt ist. Auch wenn das nun schon hinlänglich bekannt ist, nimmt mich diese sphärisch, verträumte Atmosphäre und vor allem die dunkle, samtweiche Stimme der Sängerin immer noch gefangen. Kein Meilenstein der Popgeschichte, aber ungemein erotisch.
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