Neue Musik vom Rostrum aus Tallinn

state-of-the-art-Versammlung

Der norwegische Komponist Jan Erik Mikalsen
Der norwegische Komponist Jan Erik Mikalsen © Eirik Slyngstad
22.07.2015
Eine kleine UNO-Vollversammlung der Neuen Musik ist das "International Rostrum of Composers" - in dieser Sendung (der ersten von zweien) stellen wir die prämierten Werke des diesjährigen "Rostrum"-Treffens vor, das in der estnischen Hauptstadt Tallinn im vergangenen Mai stattgefunden hat.
Jedes Jahr kommen Vertreter von Rundfunkanstalten aus aller Welt zum „International Rostrum of Composers" zusammen, um dort neue Trends der zeitgenössischen Musik zu diskutieren und bisher unbekannte Komponisten einer internationalen Öffentlichkeit vorzustellen. In diesem Jahr fand das Rostrum zum ersten Mal in der estnischen Haupstadt Tallinn statt.
Seit über sechzig Jahren gibt es das „International Rostrum of Composers" (oder, weil es jahrzehntelang in Paris stattfand: „La Tribune internationale des compositeurs"). Veranstaltet wird es vom International Music Council. Am Anfang waren es gerade mal vier zentraleuropäische Länder, die sich 1954 trafen, heute bringt das Rostrum Delegierte von vier Kontinenten zusammen, aus Hongkong und Frankreich, Mexiko und Slowenien, Norwegen und Serbien.
Die Bandbreite beim Rostrum ist groß, es gibt ganz bewusst keine Einschränkungen zu Stil oder Besetzung. Elektronik steht neben Chor, großes Orchester neben Solostücken. Es geht nicht um eine bestimmte Ästhetik, sondern ganz im Gegenteil um die Vielfalt dessen, was in verschiedenen Regionen und Kulturen „Neue Musik" ist. Erklärtes Ziel ist dabei, Komponisten vorzustellen, die noch keinen internationalen Ruhm erlangt haben, die zu entdecken aber lohnt. Auch aus diesem Grund gibt es neben der allgemeinen Kategorie auch noch eine spezielle Kategorie für junge Komponisten unter 30.
Das International Rostrum of Composers ist also kein Kompositionswettbewerb. Trotzdem wird am Ende der Konferenz in beiden Kategorien je ein besonders herausragendes Werk ausgewählt. In diesem Jahr waren das zwei Orchesterwerke: „Songr" von Jan Erik Mikalsen aus Norwegen und „Cancro" von Matej Bonin, einem 29-jährigen Komponisten aus Slowenien.
Ergänzt werden diese beiden besonders hervorgehobenen Werke durch die Empfehlung weiterer Werke, sowohl in der allgemeinen Kategorie wie auch in der Kategorie junger Komponisten.
In zwei Sendungen, am 22. Juli und am 11. August, stellt Deutschlandradio Kultur diese von den Delegierten in Tallinn ausgewählten Werke vor. Im Zentrum der ersten Sendung stehen vor allem die Komponisten der allgemeinen Kategorie, während sich die zweite Sendung schwerpunktmäßig mit den jungen Komponisten bis 30 beschäftigen wird.
62. International Rostrum of Composers
Eesti Radio, Tallinn
12. bis 15. Mai 2015
Jan Erik Mikalsen (Norwegen)
"Songr" für Orchester
NRK Kringkastingsorkesteret
Leitung: Miguel Harth-Bedoya
Sampo Haapamaki (Finnland)
"Conception" für Viertelton-Gitarre, Viertelton-Akkordeon und Orchester
Juuso Nieminen, Viertelton-Gitarre
Veli Kujala, Viertelton-Akkordeon
Tapiola Sinfonietta
Leitung: Hannu Lintu
Liisa Hirsch (Estland)
"Ascending...Descending" für Violine und Streichorchester
Triin Ruubel, Violine
Kammerorchester Tallinn
Leitung: Aivars Lakstigala
László Sandor (Ungarn)
"Et transfiguratus est" für Orchester
Orchester des Ungarischen Rundfunks
Leitung: Gergely Vajda