Neue Musik

Der alte Klang der Automaten

Eine Regenmaschine aus Holz aus dem 18. Jahrhundert steht auf der Theaterbühne des Schlosstheaters Drottningholm.
Regenmaschine aus dem 18. Jh., aufgenommen im Schlosstheater Drottningholm. © Arturas Bumsteinas
Moderation: Frank Meyer · 09.01.2014
Regenmaschinen und kreisende Pfannen: Marion Wörle hat zahlreiche Beispiele zusammengetragen für Musikmaschinen aus früheren Jahrhunderten. Einige ließ sie nachbauen. Das Ergebnis hören Sie in der "Klangkunst" ab 0.05 Uhr.
Die ersten Maschinen dienten nicht der Arbeit – sie dienten dem Klang: Schon im Theater der alten Griechen wurden Apparate zur Erzeugung von Klängen wie Regen, Donner, Blitz eingesetzt. Und auch was heute maschinell als "Neue Musik" zu entdecken und genießen ist, ist keineswegs so jung, wie landläufig angenommen.
Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen zu Musikmaschinen finden sich im 1. Jahrhundert in der Schrift "Automata" von Heron von Alexandria, sagt Wörle. Gemeinhin verbinde man die Geräuschmusik und die experimentelle Musik mit dem 20. Jahrhundert, so Wörle, aber: "Wir sind auf ein schier unerschöpfliches Panoptikum gestoßen, in diesem Zeitraum 100 n. Chr. bis ins 19. Jahrhundert."
Eine besondere Entdeckung war das Singen in kreisende Pfannen. Diese Art der Klangerzeugung wurde im frühen türkischen Reich erfunden von Frauen. Dabei dreht eine Frau mit dem Arm eine Pfanne auf einem Holztisch, sie trägt dabei Armreifen und diese erzeugen einen besonderen Klang.
Insgesamt sei es sehr interessant gewesen, dass es zu vielen Klängen und Erfindungen des 20. Jahrhunderts viele historische Vorläufer geben hat, "die so lange zurückliegen".
Automaten-Konzert im Deutschlandradio Kultur
Für ihre Konzertreihe "Avant Avantgarde", deren Klangkunst-Essenz am Freitag um 0.05 Uhr als Ursendung im Deutschlandradio Kultur zu hören ist, hat sich die Computermusikerin Marion Wörle gemeinsam ihren Mitkuratoren Maciej Sledziecki und Michał Libera auf die Suche nach den Vorläufern heutiger experimenteller Musik gemacht und fand Wunderliches und Erstaunliches: ausgeklügelte Klangautomaten und die zugehörigen Kompositionen für sie, schwebende Differenztöne und auf Küchentischen kreiselnde Pfannen, die bosnische Hausfrauen im 16. Jahrhundert zu musikalischen Meisterleistungen trieben.
Für die Konzertreihe brachte Wörle nicht nur als Kuratorin Musik zur Aufführung, die auf diesen alten Apparaten und Techniken basiert, sondern komponierte (und programmierte) als Teil des "Gamut Ensemble" auch selbst für eigens entwickelte und gebaute, computergesteuerte Musikautomaten.