Neue Alben

Kitty Hoff begeistert, Lilly Wood enttäuscht

Die Sängerin Kitty Hoff zu Gast in unserer Sendung Tonart.
Die Sängerin Kitty Hoff zu Gast in unserer Sendung Tonart. © Deutschlandradio / Philipp Eins
Von Vincent Neumann  · 26.02.2016
Das neue Album der deutschen Sängerin Kitty Hoff wirkt leichtfüßig, andere Neuerscheinungen langweilen dagegen. Das wäre zum Beispiel Lilly Wood & The Prick, die mit "I Love You" ihre einstige Originalität vermissen lassen.
Kitty Hoff: "Was ist dran?”
Ist das jetzt Jazz? Pop? Disco? Funk? Oder doch das sogenannte deutsche Chanson?
Kitty Hoff: "Vorbei”
Einer der großen Vorteile der Musik von Kitty Hoff ist – auch auf ihrem neuen Album "Plot Point Sieben" – dass man das so genau nicht sagen kann. Die Wahl-Berlinerin wechselt die Stilrichtung schneller als ein Paar Schuhe, bewegt sich dadurch völlig ungezwungen durch ihre Lieder und unterbindet eventuell aufkommende Langeweile schon im Ansatz. Die deutschen Texte, die bei anderen Künstlern schnell zum Problem werden, fügen sich hier nahtlos ein in das harmonische Gesamtbild der Platte – unterhaltsam, aber nicht so banal, dass es einem aufstoßen würde.
Kitty Hoff: "Hamsterrad deluxe”
Kitty Hoffs neues Album "Plot Point Sieben” – das ist (abgesehen vom etwas sperrigen Namen) eine leichtfüßige, individuelle und abwechslungsreiche Reise durch die verschiedenen Regionen der deutschen Musiklandschaft. Kein Meilenstein, aber gute Unterhaltung.
Lilly Wood & The Prick: "I Love You"
Was ist bloß geschehen mit dem einst so charmant-originellen Folk-Pop-Duo "Lilly Wood & The Prick", dass die neue Platte "Shadows" über weite Strecken so klingt?
Lilly Wood & The Prick: "I Love You"
Vielleicht war es der ebenso überraschende wie überwältigende Erfolg ihres Songs "Prayer in C", der weltweit an die Spitze der Single-Charts kletterte. Liebe Nili Hadida, lieber Benjamin Cotto – dieser schlichte Dance-Remix des deutschen DJs Robin Schulz dürfte und sollte ein One-Hit-Wonder bleiben. Außerdem war das Original sowieso viel schöner! Dem neuen Album nun einen ähnlich club-tauglichen Elektro-Anstrich zu verpassen, ist weder erfolgsversprechend noch musikalisch wünschenswert! Und war nicht Benjamin Cotto ursprünglich mal Gitarrist? Davon ist inzwischen nicht mehr viel zu hören; stattdessen: endlose Langeweile …
Lilly Wood & The Prick: "Box of Noise"
Schade eigentlich! Bei "Lilly Wood & The Prick" darf man wirklich mal sagen: Früher war alles besser!
Denn – das lässt sich auch bei der folgenden CD feststellen: Jedem (na ja, zumindest manch einem) Anfang wohnt ein Zauber inne, um es mal mit den Worten von Herrmann Hesse zu sagen. Die Dortmunder Newcomer-Band "Rekk" sind ein gutes Beispiel dafür: Man kennt sich aus Schulzeiten, spielte bei unzähligen WG-Konzerten, Workshops und Support-Auftritten, veröffentlichte zwei EPs und ließ sich fast acht Jahre Zeit, um mit "Sixty-Two" jetzt ein ausgereiftes Debüt-Album zu präsentieren.
Rekk: "Colour the Moon"
Effekthascherei scheint für das Quintett ein Fremdwort zu sein – bei "Rekk" dominiert die musikalische Gelassenheit (was an sich schon bemerkenswert ist für ein Erstlingswerk), mit Farbtupfern wie der Bob Dylan-Gedächtnis-Mundharmonika an den richtigen Stellen. "Sixty-Two" ist gefühlvoll, ohne kitschig zu sein; harmonisch, aber nie langweilig und steht unter dem Verdacht, eines der besten deutschen Debüt-Alben des Jahres zu sein.
Rekk: "Colour the Moon"
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