Neue Alben

Iggy Pop begrüßt den Geier

Iggy Pop bei einem Auftritt im September 2015
Immer noch druckvoll: Iggy Pop auf der Bühne © imago/ZUMA Press
Von Martin Böttcher · 18.03.2016
Iggy Pop singt auf "Post Pop Depression" über den Tod - und erteilt gleichermaßen eine Lektion in Demut und Coolness. Außerdem neu: Damien Jurados "Visions Of Us On The Land" und eine Compilation mit Songs aus Hawaii.

Iggy Pop: "Post Pop Depression"

So langsam sterben sie aus, die Dinosaurier der Rockgeschichte. Einer ist noch da – Iggy Pop, 68 Jahre alt. Sänger, Gitarrist, Komponist, Wegbereiter des Punk. Sein neues Album "Post Pop Depression" sollte man sich nicht entgehen lassen: Entstanden ist es mit der Hilfe von Queens-of-the-Stone-Age-Chef Josh Homme.
Es hat also, auch in den ruhigen Songs, Druck. Vor allem aber zeigt Iggy Pop darauf, wie man beides vereint: die Lust zu leben und die Gewissheit, dass das mit dem Leben nicht mehr ewig gehen wird. Der Geier wartet auf Dein Ende, singt der verhaltensauffällige Musiker an einer Stelle – und verfällt den titelgebenden Depressionen dann eben doch nicht. Musik, die eine doppelte Lektion erteilt: in Demut und in Coolness.

Damien Jurado: "Visions Of Us On The Land"

Lange nicht so charismatisch wie Iggy Pop, dafür sehr viel gläubiger, ist Damien Jurado.
Der aus Seattle stammende Musiker hat in den letzten 20 Jahren mehr als ein Dutzend Alben rausgehauen, am Anfang beschworen seine wenig polierten, akustischen Songs eine leicht trostlose Welt. Mittlerweile hat Jurado seine Rolle als Singer-Songwriter erweitert, in seinen Liedern passiert jetzt einfach mehr – auch auf der neuen Platte "Visions Of Us On The Land".
Jurado ist überzeugter Christ – das erklärt, warum das ein oder andere Stück wie eine Kirchenhymne wirkt. Aber er ist kein Prediger, sondern ein Sinnsuchender. Ihn bei dieser Suche zu begleiten, lohnt sich.

Compilation: "Aloha Got Soul"

Ganz andere Sounds, ganz andere Götter, ganz andere Welt auf der Compilation "Aloha Got Soul". 16 Songs aus Hawaii, aufgenommen zwischen 1979 und 85.
Unbekannte Lieder irgendwo zwischen Soul, Radiopop und Disco, in denen das hawaiianische Lebensgefühl mitschwingt – der Aloha Spirit. Was das genau ist? Schwer zu sagen, fragt man auf den Inseln nach, dann ist von Liebe, Respekt, Spiritualität und Gastfreundschaft die Rede.
Die Songs strahlen lässig vor sich hin, entspannt, sonnenverwöhnt – ein musikalischer Gruß aus der Vergangenheit, die aber gar nicht so vergangen ist, weil sie in den letzten Jahren schon von verschiedenen Winkeln aus wiederentdeckt wurde. Stichwort Jacht-Pop. Hier in der hawaiianischen Variante. Aloha!
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