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Wie die Realität Regisseur Rasoulof beim Drehbuch half

Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof auf dem 66. Filmfestival von Cannes
Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof auf dem 66. Filmfestival von Cannes © picture alliance / dpa / Sebastien Nogier
Von Anke Leweke · 12.08.2015
Als düsterer Politthriller inszeniert, erzählt "Manuscripts don't burn" die Verfolgung regimekritischer Intellektueller im Iran der 90er-Jahre. Auch der Regisseur Mohammad Rasoulof wurde selbst bereits drangsaliert.
Dieser Regisseur weiß aus eigener Erfahrung, wovon sein Film handelt: Mohammad Rasoulof kennt die Droh- und Überwachungsmechanismen des iranischen Regimes. 2010 wurde er zusammen mit Jafar Panahi wegen angeblicher Propaganda gegen das System verhaftet. Nach seiner Entlassung anders als sein Freund und Kollege jedoch nicht mit einem Berufsverbot belegt.
"Manuscripts don't burn" beruht auf einer wahren Begebenheit. Es ist eine in der Vergangenheit spielende aber immer noch aktuelle Geschichte. Es geht um die Verfolgung regimekritischer Intellektueller in den1990er-Jahren. Damals hatte der iranische Geheimdienst Auftragskiller auf einen Bus mit 21 Schriftstellern angesetzt. Der Fahrer Khosrow sollte den Bus in eine Schlucht steuern. Die Aktion schlug fehl.
Kalte Farbe, klaustrophobische Räume
Jahre später wird Khosrow mit diesem Auftrag noch einmal konfrontiert. Es soll ein Manuskript geben, das den Plan des Geheimdienstes festgehalten hat. Und dieses Manuskript soll Khosrow mit seinem Kollegen Morteza finden und vernichten.
Inszeniert ist dieser Film wie ein düsterer Politthriller, kalte Farbe, klaustrophobische Räume. Seine Spannung entwickelt er aus der Ungeheuerlichkeit seiner Geschichte. Gleichzeitig porträtiert er zwei unterschiedliche Lebensstile, nimmt den Zuschauer mit in verschiedene Welten. Die Auftragsmörder sind zwei einfache Männer.
Khosrow muss Geld für den Krankenhausaufhalt seines Sohnes auftreiben. Manchmal verweilt die Kamera nach einer Aktion auf seinem Gesicht, man meint Skrupel wahrzunehmen. Dann nimmt sie wieder am Tisch eines der verfolgten Schriftsteller Platz, verfolgt politische Gespräche und Debatten. Man lernt Schriftsteller und Intellektuelle kennen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen und mit ganz unterschiedlichen Mitteln das Regime in ihrer Heimat kritisieren und dafür Folter, Morddrohungen oder Haft in Kauf nehmen.
"Manuscripts don't burn" erinnert an die Paranoia-Thriller des New Hollywood Kinos der 70er-Jahre Man spürt, dass die Realität hier am Drehbuch mitgeschrieben hat.

"Manuscripts don't burn" von Mohammad Rasoulof
Iran 2013,
110 Minuten

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