Neu im Kino: "Von Menschen und Pferden“

Ein schwarz-humoriger Pferdefilm

Jóhanna (Sigríour María Egilsdóttir) bringt den verletzten Grimur (Kjartan Ragnarsson) zurück.
Sigríour María Egilsdóttir und Kjartan Ragnarsson in einer Szene des Films "Von Menschen und Pferden" von Benedikt Erlingsson © Hrossabrestur ehf / NFP Filmverleih
Von Hannelore Heider · 18.02.2015
Karge Pointen, mehrere Tote und viel Alkohol: "Von Menschen und Pferden" ist kein Natur- und Tierfilm der herkömmlichen Art. Dennoch sind die wunderbaren Vierbeiner im Episodenfilm des isländischen Regisseurs Benedikt Erlingsson eine Augenweide.
Der Film des isländischen Regisseurs Benedikt Erlingsson ist eine Rarität. Er erzählt über Landschaft und Menschen, von denen wir, wie wir schon in der ersten Sequenz sehen, rein gar nichts wissen. Island ist zwar Touristenziel geworden, aber weiter als bis in die Umgebung von Reykjavik kommen die wenigsten. Und wenn es, wie im Film einen Pferdenarren als Tourist aus Lateinamerika dorthin verschlägt, versteht er Menschen, Pferde und Natur nicht, was tödlich enden kann.
Menschen, Natur und Pferde sind ein Organismus, wobei dem Episodenfilm von Benedikt Erlingsson, den er seiner Mutter widmet, besonders die letzten beiden am Herzen liegen. Lieber sieht man die Köpfe von Reitern nicht, dafür aber die wunderbaren Fesseln von Pferden. Und wenn eine Erzählung beginnt, wird sie nicht nur mit dem, sondern wirklich im Auge eines Pferdes eingeführt. Man sieht zuerst, wie im Froschauge einer Kamera, Menschen und Zäune, die beiden Dinge, die das Leben dieser wunderbaren Kreaturen bestimmen.
Wilde Pferde unter weitem Himmel
Es ist ein Genuss, den wilden Pferden unter weitem Himmel und schneebedeckten Bergen zuzusehen. Selbst wenn sie eingefangen sind und als Reittiere dem Menschen dienen, sind sie Charaktere wie ihre vermeintlichen Herren. Sie bestimmen Leben, wenn sie zum Beispiel fast eine sich anbahnende zarte Liebesbeziehung zerstören, und ihr Leben wird von den Menschen bestimmt. So reitet ein Mann sein Pferd ins Meer, schwimmt auf seinem Rücken zum russischen Tanker, um sich Alkohol zu besorgen, was ihn, zum Glück nicht das Pferd, das Leben kosten wird.
Gestorben wird mehrfach in diesem schwarz-humorigen Film, es ist zu viel Alkohol und zuviel Hagestolz im Spiel. Mit seinem Grundton und mit dem Aussehen und Betragen der Menschen ähnelt er sehr einem Kaurismäki. Deshalb sollte man die Altersfreigabe beachten. Selbst in Begleitung von Erwachsenen ist ein Großstadt-Pferdemärchen hier fehl am Platze.
Kein herkömmlicher Pferdefilm
Denn dieser Film ist alles andere als ein Pferdefilm herkömmlicher Machart. Nicht nur, was die Charakteristik von Tier und Mensch angeht, sondern auch in seiner Dramatik, wobei die Pointen wortkarg und überraschend gesetzt werden. Wir blicken in einen Kosmos. Alle leben in einem Tal und von Ihren Behausungen auf den verstreuten Hügeln herab beobachten die Menschen mit Ferngläsern das Geschehen bei ihren Nachbarn und wir mit ihnen. Wenn man sich fragt, wovon sie eigentlich alle leben, die Menschen und die Pferde, bekommt man am Ende sogar eine ganz handfeste Antwort.

Von Menschen und Pferden
Deutschland, Norwegen, Island 2013 - Regie: Benedikt Erlingsson, Darsteller: Ingvar Eggert Sigurösson, Charlotte Boving, Helgi Björnsson, Sigriour Maria Egilsdóttir, Maria Ellingsen, Juan Camillo Roman Estrada - 81 Minuten, ab 12 Jahren
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