Neu im Kino: "Underdog"

Sozialkritik im Gewand des Horrorfilms

Hundemeute in einem Tunnel
Mischlingshunde spielen eine Hauptrolle in Kornél Mundruczós "Underdog" © Delphi Filmverleih
Von Anke Leweke · 24.06.2015
Um reinrassige Hunde zu begünstigen, erhebt die ungarische Regierung in "Underdog" eine Steuer auf Mischlinge. Daraufhin proben die massenhaft ausgesetzten Bastarde den Aufstand. Nur die junge Lili kann den Krieg Mensch gegen Hund noch verhindern.
Kann man mit bellenden, beißenden Hunden tatsächlich eine Geschichte aus dem heutigen Ungarn erzählen? Eine Geschichte, die sich durchaus als kritische Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Situation versteht, die den Zuschauer in eine Art von Schockstarre versetzt. Auch in seinem neuen Film gelingt dem ungarischen Extremfilmer Kornél Mundruczó eine ungewöhnliche Gratwanderung, im Gewand eines Horrorfilms entwickelt er seine ganz eigene Art von Sozialkritik.
Beklemmende Parabel auf die repressiven Strukturen in Ungarn
Der Inhalt ist schnell erzählt: Lilis Vater will keine Hundesteuern für deren geliebten Mischling zahlen, er setzt ihn aus. Parallel folgt der Film nun Lilis Suche und den Erlebnisses ihres Hundes. Zunächst wird Hagen zur Kampfbestie hochgerüstet, später in ein Tierheim abgeschoben. Dort scharrt er weitere ausgesetzte, herrenlose Hunde um sich und verunsichert die Strassen von Budapest. Lili erkennt in der Bestie aber weiterhin ihren treuen Hund wieder.
Natürlich kann man diesen Film als Parabel auf die repressiven Strukturen in Ungarn lesen. Natürlich kann man die Geschichte des Mädchens Lili und ihres Hund Hagens als Coming-of-Age-Geschichte verstehen, mit der Rebellion des Hundes gegen sein Eingesperrtsein wächst auch der Freiheitsdrang der 14-Jährigen. Doch vielleicht sollte man sich gar nicht allzu sehr in Interpretationen ergehen, denn der Film erzielt auch so seine Wirkung. Auch als Zuschauer fühlt man sich verunsichert, spürt eine seltsame Beklemmung. Wie ein Kartenhaus fällt in diesem Film unsere so genannte Zivilisation zusammen, sie erweist sich als fragiles Konstrukt. Schon breiten sich archaische Mächte aus, die sich nicht mehr kontrollieren lassen.

"Underdog", HU/D/S 2014, Regie: Kornél Mundruczó
D: Zsófia Psotta, Sándor Zsótér, Lili Horváth
121 Minuten

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