Neu im Kino: "Titos Brille"

Reise in ein verschwundenes Land

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Die Schauspielerin und Autorin Adriana Altaras © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Von Jörg Taszman · 10.12.2014
In dem Dokumentarfilm "Titos Brille" begibt sich die Schauspielerin Adriana Altaras auf die Suche nach ihren Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien. Das Ergebnis ist ein ebenso unterhaltsamer wie nachdenklicher Roadmovie.
Wer spielt schon im zarten Alter von nur drei Jahren in einem Heldenfilm? "Nikoletina Bursac" heißt dieses Debüt der Schauspielerin Adriana Altaras, die als süßer Fratz in diesem jugoslawischem Partisanenfilm auftritt, der 1965 in der DDR unter dem Titel "Es geschah in Bosniens Bergen" auch fernab Kroatiens in die Kinos kam. Doch bereits bei der Filmpremiere 1963 hatte das kleine jüdische Mädchen, Tochter in Ungnade gefallener heroischen Partisanen, Titos Paradies verlassen.
Zunächst von der Tante nach Italien geschmuggelt, kam sie dann im Alter von sieben Jahren in die Weltstadt Gießen. Und genau dort beginnt die Reise in die Vergangenheit, die Adriana Altaras nun in der "Verfilmung" ihres Bestsellers noch einmal antritt. Sie ist auf der Suche nach allen Geheimnissen ihrer "strapaziösen Familie" und bei aller Leichtigkeit, allem beschwingt respektlosen Humor flackert gelegentlich auch Verzweiflung durch, dass man die Tochter mit dieser Familienlast von Geheimnissen und Lügen so allein gelassen hat.
"Titos Brille" ist ein Roadmovie und ebenso unterhaltsamer wie nachdenklicher Dokumentarfilm, eine One-Woman-Show und eine Reise in ein Land, das wieder von der Landkarte verschwunden ist: Jugoslawien. Dort war ihr Vater Jakob Altaras einst der Leibarzt Titos, der später in Ungnade fiel. Und nun begibt sich die Tochter auf eine Reise zu ihren Wurzeln voller Familienintrigen und vielen unbeantworteten Fragen, die diesen so gelungenen Film bereichern, ohne in ein Home-Movie abzugleiten.
"Geheimnisse sind das Allerletzte", meint Adriana Altaras. Und manchmal wird es auch dieser resoluten, witzigen, selbstironischen Frau einfach zuviel. Aber ohne diese Geheimnisse gäbe es nicht diese so informative, rasante und hochsympathische Reise in die (Familien-) Geschichte, ein wunderbares "Feel Good & Feel Sad Movie".