Neu im Kino: "Sully"

Held mit Selbstzweifeln

Der US-amerikanische Schauspieler Tom Hanks bei der Premiere des Films "Sully" am 8. September 2016 in West Hollywood, Kalifornien.
Der US-amerikanische Schauspieler Tom Hanks bei der Premiere des Films "Sully". © Valerie Macon / AFP
Von Hannelore Heider · 01.12.2016
Chestley "Sully" Sullenberger wurde zum Helden, als er am Morgen des 15. Januar 2009 kurz nach dem Start wegen eines Triebwerkschadens einen vollbesetzten Airbus auf dem Hudson River notlandete. In Clint Eastwoods Film will die Flugsicherheit ihn deshalb drankriegen.
"Ich bin kein Held", sagt der Mann, den Regie-Altmeister Clint Eastwood zum Helden seines neuen Filmes gemacht hat. Für den Titel wählt er den Spitznamen "Sully" des Piloten Chestley Sullenberger, des Retters von 155 Menschenleben.
Am Morgen des 15. Januar 2009 setzte er kurz nach dem Start einen vollbesetzten Airbus 320 zur Notlandung in den Hudson River von New York. Vorangegangen war ein Zusammenprall mit einem Vogelschwarm, danach fielen die Triebwerke aus und der Flugkapitän (Tom Hanks) und sein Copilot Jeff Skiles (Aaron Eckhart) hatten genau 208 Sekunden Zeit, eine Entscheidung zu treffen: die Notlandung wagen oder zurückzufliegen zum Flughafen LaGuardia.
War die Entscheidung richtig? Die Öffentlichkeit war sich da einig. Sie machte die so noch nie gewagte und gelungene Landung zum "Wunder von Manhattan" und den Piloten Sully zu ihrem Helden.
Clint Eastwoods Film aber beginnt mit Selbstzweifeln und Alpträumen. Sully ist in einem New Yorker Hotelzimmer und versucht, das Geschehen zu verarbeiten, dabei rast die Maschine immer wieder in die Hochhaustürme von Manhattan. Wir werden das Ereignis noch mehrere Male sehen, in verschiedenen Rückblenden.
Sully denkt immer wieder über seine Entscheidung nach, weil die Flugsicherheitsbehörde in einer aufwendigen Untersuchung diese Notlandung infrage stellt. Die Notfallsituation wird dabei immer detaillierter beschrieben, der Fluglotse auf dem Tower kommt in den Blick, und so schafft es Clint Eastwood, den Zuschauer mitten ins Zentrum der Gefahr zu versetzten.
Falls es seine Absicht war, mit dieser Untersuchung einen weiteren Spannungsbogen zu installieren, ist das nicht gelungen. Der Zuschauer zweifelt keinen Augenblick an seinem Helden. Tom Hanks ist mit seinem verhaltenen Spiel, mit weißem Haar und Bart dem wahren Mr. Sullenberger sehr ähnlich. Ein Mann, der zurecht auf jahrelange Berufserfahrung bauen kann und dem nun Paragrafenreiter an den Karren fahren wollen.
So passt Sully sicher perfekt in Clint Eastwoods Weltbild und er lässt er in der aktuellen Diskussion keinen Zweifel daran, wie die wahren Helden Amerikas auszusehen haben.

"Sully"
USA 2016, Regie: Clint Eastwood
Mit: Tom Hanks, Aaron Eckhart, Laura Linney, Anna Gunn
Länge: 96 Minuten; FSK: ab 12

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