Neu im Kino: "Spectre"

Auslaufmodell Geheimagent

Schauspieler Daniel Craig auf der Deutschlandpremiere des neuen James-Bond-Films "Spectre".
Schauspieler Daniel Craig auf der Deutschlandpremiere des neuen James-Bond-Films "Spectre". © dpa / picture alliance / Britta Pedersen
Von Anke Leweke · 05.11.2015
Der MI6 soll abgeschafft werden, Drohnen statt Agenten sollen nun Feinde töten. Steht James Bond vor dem Aus? Im neuen Bond "Spectre" muss 007 einmal mehr beweisen, dass die Welt ihn braucht. Zugleich muss er sich seiner Vergangenheit stellen, wenn die Gegner alte Wunden aufreißen.
Es ist die doppelte Null, die den Agenten die Lizenz zum Töten gibt. Nun soll James Bonds Abteilung MI 6 abgeschafft werden, Drohnen sollen ihre dreckige Arbeit übernehmen. Doch, so lässt uns M (Ralph Fiennes), Bonds Chef, in einem pathetischen Monolog wissen, haben Agenten anders als Drohnen auch die Möglichkeit, den Auslöser nicht zu ziehen, ihre Mission im Zweifelsfall abzubrechen.
Der neue Leiter des Centre for National Security, Max Denbigh, setzt jedoch auf totale Überwachung, auf Austausch aller Informationen auch mit anderen Geheimdiensten. Er suspendiert 007 nach einem Alleingang in Mexico City vom Dienst.
Vom kalten Kriegskrieger zum ausgedienten Modell in einer digitalisierten Welt, in der Computer, Maschinen, Zahlencodes für Kontrolle und Sicherheit sorgen sollen. Einmal mehr wird 007 beweisen müssen, dass die Welt ihn braucht. Einmal mehr ist er auf sich allein gestellt.
Bond ist verletzlicher geworden
Diesen durchaus aktuellen Plot nimmt Regisseur Sam Mendes ("American Beauty"), um sich weiter im Seelenleben des britischen Geheimdienstes umzuschauen. Denn mit Daniel Craig ist Bond emotionaler, psychologischer und verletzlicher geworden. Er muss sich seiner Vergangenheit als Waisenkind stellen, Judi Dench als M war Mutterersatz und Übermutter zugleich und Javier Bardem in "Skyfall" eine Art böser Bruder.
Auch in "Spectre" sind es wieder seine Gegner, die ihn auch auf persönlicher Ebene angreifen, alte Wunden aufreißen. Auftritt Christoph Waltz, der seinem Tarantino-Bösewicht mit guten Manieren keine neuen Facetten abgewinnen kann. Dafür bieten seine Trutzburg inmitten der Wüste, seine perfiden Gehirnbohrer, die er als Folterinstrumente einsetzt, hinreichend Schauwerte.
Großartige Actionsequenzen
Ohnehin schaut man sich diesen Bond ganz gerne an. Auftakt macht eine großartige Actionsequenz in Mexiko City während der Feierlichkeiten zum "Tag der Toten". Und Daniel Craig selbst wird immer mehr zum Schauwert. Je mehr sein 007 zu sich findet, umso mehr wird er zu Bond.
Trug er in "Casino Royale" noch Polo T-Shirts, geht er jetzt in jede Actionszene gutgekleidet, statt Bier trinkt er wieder seinen geliebten Martini. Auch meint man dann und wann, ein ironisches Lächeln auf seinen Lippen wahrzunehmen. Vorbei sind die Zeiten des schwitzenden Schwerstarbeiters! Dennoch geht Craig als 007 auch ganz eigene Wege, weiterhin zeigt er wahre Gefühle.

"Spectre"
USA, England 2015
Regie: Sam Mendes
Mit: Daniel Craig, Lea Seydoux, Christoph Waltz, Monica Bellucci, Ralph Fiennes
Länge: 148 Minuten

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