Neu im Kino

Seelenklempner in der Midlife-Krise

Simon Pegg als Hector in einer Szene des Films "Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück".
Gepackt, los gehts: Hector führt es nach Shanghai, ins ländliche China, nach Südafrika und Kalifornien. © picture alliance / dpa / Ed Araquel
Von Hans-Ulrich Pönack  · 13.08.2014
Der nett-schrullige Hector arbeitet als Psychiater in London. Er hat eine feine Wohnung und eine attraktive Frau. Doch der Alltag langweilt ihn zunehmend. So begibt sich Hector auf die Reise und findet 20 Zustände von Glück.
Diese Fragen stellen sich jeder Generation neu: Was ist Glück - was bedeutet überhaupt Glück, wo und wie bekommt man den Zustand von Glück. Das Regal mit "Glück" ist ein besonders langes in jedem Bücherladen. Und dann kam auch noch die Hector-Reihe hinzu.
Die Buchvorlage
Der französische Psychiater François Lelord, Pariser des Jahrgangs 1953, kennt sich offenbar aus mit Glück und den Dingen des Lebens. Lelord studierte Medizin und Psychologie und war nach seiner Promotion Oberarzt an einem Hospital, machte sich dann mit einer eigenen Praxis in Paris selbstständig, bevor er (bis 2004) Unternehmen und Institutionen in den Bereichen Arbeitsunzufriedenheit und Stress beriet. Danach praktizierte er als Psychiater in Krankenhäusern in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt. 2002 erschien in Frankreich sein erster Roman "Le voyage d'Hector ou la recherche du bonheur", der 2004 unter dem jetzigen Filmtitel hierzulande herauskam und mehrere Wochen auf der "Spiegel"-Bestenliste und in internationalen Bestsellerlisten stand. In Deutschland wurden bisher mehr als 1,5 Millionen Exemplare verkauft, mehr als in Frankreich. Vier "Hector"-Fortsetzungsromane von François Lelord folgten zwischen 2009 und 2013.
Simon Pegg als Hector und Rosamund Pike als Clara in einer undatierten Szene des Films "Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück".
Im gleichförmigen Strom des Alltags - Attraktive und fürsorgliche Lebensgefährtin – Clara (Rosamund Pike)© picture alliance / dpa / Wild Bunch Germany
"Glück ist, wenn man sich rundum lebendig fühlt"
Hector (Simon Pegg) ist Psychiater in London. Eigentlich müsste der nett-schrullige Hector zufrieden sein: Feine Wohnung, gut gehende Praxis, eine attraktive und fürsorgliche Lebensgefährtin – Clara (Rosamund Pike). Doch dann erwischt es den großen Jungen Hector: Ergebnis = Ich bin unzufrieden. Dieser tägliche gleichförmige Strom des Alltags mit Patienten, denen er offensichtlich nicht richtig zu helfen weiß bei ihrer individuellen Glückssuche, die aber immer wiederkommen. Midlife-Krise beim Seelenklempner selbst. Also soll was geschehen. Hector stellt sich selbst die Aufgabe: Ich begebe mich auf die Reise und suche nach dem Glück. Gedacht, gepackt, los geht es: Shanghai/China, das ländliche China, Südafrika, Los Angeles/Kalifornien. Mit vielen Begegnungen und nicht immer freundlichen Erfahrungen entdeckt Hector um die 20 Zustände von Glück.Ein sympathischer Typ macht sich also auf die Suche nach dem Glück oder doch eher um herauszufinden, was er wirklich will im Leben. Irgendwann steht unter Nr.15 im Notizbuch: "Glück ist, wenn man sich rundum lebendig fühlt".
Der Regisseur
Und wenn man auf einen britischen Regisseur setzen kann, dessen Beginn und Durchlauf in den Neunzigern so grandios vielversprechend war und der hier noch einmal in die Spur kommt: Peter Chelsom, 57, aus Blackpool. Unvergessen mit seinen Filmen "Hear My Song" (1992), vor allem "Funny Bones – Tödliche Scherze" (1995) und der immer noch zu entdeckende, viel zu unbekannte Streifen "The Mighty – Gemeinsam sind sie stark" (1998). Danach verschlug es den Engländer in die USA, was zu weniger ansprechenden Filmen führte (zuletzt: "Hannah Montana – Der Film", 2009).
Mit "Hector" kriegt er als Spielleiter die schelmische Unterhaltungskurve wieder lakonisch in pointierten Schwung, mit ähnlich skurrilem Personal wie bei seinen ironisch-originellen Anfangsfilmen. Ohne dabei den Ratgeber-"Maxen" zu geben. Peter Chelsom setzt auf den ganzen faul-komischen Charme-Zauber einer dusslig-beschwingten Glückssucherei. Und macht uns dabei ein ganz schönes Filmstück glücklicher .
Kanada/Deutschland 2013, Regie: Peter Chelsom, Hauptdarsteller: Simon Pegg, Rosamund Pike, 120 Minuten
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