Neu im Kino: "Picknick mit Bären"

Charmantes Roadmovie mit Robert Redford und Nick Nolte

Robert Redford (l) und Nick Nolte in "Picknick mit Bären"
Robert Redford (links) als Bill Bryson und Nick Nolte als Stephen Katz in "Picknick mit Bären" © picture alliance / dpa / Foto: Alamode Film
Von Hannelore Heider · 15.10.2015
Den Jungen wollen sie es noch einmal so richtig zeigen. Also ziehen die beiden Haudegen Bill und Stephen mit ihren Rucksäcken los, um 3500 Kilometer durch Nordamerika zu wandern. Dabei wird übers Leben philosophiert, ein Bär angebrüllt und mit einer Herbergswirtin geflirtet.
Der Titel "Picknick mit Bären" klingt launig und die Erwartung wird auch voll erfüllt, wörtlicher als man es sich bei diesem originellen Filmtitel denkt. Der Film spielt in Nordamerikas überwältigender Natur, er ist ein Roadmovie mit komischen Einlagen und bringt für den Zuschauer nicht nur grandiose visuelle Eindrücke, sondern durchaus auch spirituelle Erkenntnisse.
Zwei Männer mit viel Lebenserfahrung haben ihre Rucksäcke geschultert und sich auf den 3500 Kilometer langen Wanderweg des Appalachian Trail gemacht. Eine Herausforderung, der sich jährlich Tausende vor allem natürlich junge Menschen stellen, aber nur zehn Prozent von ihnen schaffen es am Ende. Dass es zwei Rentnern gelingen könnte, die beide schon an oder über die Siebzig und gänzlich untrainiert sind, glaubt in ihrem Umfeld niemand. Robert Redford spielt den erfolgreichen Reiseschriftsteller Bill Bryson, der sich noch nicht auf dem Altenteil ausruhen will und immer noch das Abenteuer sucht. Gefährten dafür allerdings findet er keine unter seinen alten Freunden. Nur ein Schulfreund, den er längst vergessen hatte, will sich ihm anschließen. Als Nick Nolte als kauziger und gerade dem Alkohol entwöhnter Stephen Katz aus dem Flugzeug steigt, wachsen die Sorgen von Bills kluger Ehefrau Catherine (Emma Thompson), wir Zuschauer aber wissen, es kann nur lustig werden!
Ein Schneesturm und klapprige Doppelstockbetten
Schon auf dem ersten, endlos scheinenden Anstieg werden die Rucksäcke zu schwer und der Atem vor allem bei Stephen knapp, wobei der eine Hightech-Ausrüstung mit sich trägt, der Andere seine Wanderutensilien eher aus dem Fundus von Trappern entliehen hat. Sie sind die komischen Alten auf dem Weg und das lassen sie die jungen Leute, denen sie begegnen, auch spüren. Ein Schneesturm, klapprige Doppelstockbetten, die natürlich einstürzen, ein unfreiwilliges Bad im reißenden Wildbach, die Bären, die man nur mit bärenstarken Gebrüll vertreiben kann; der Film ist eine Komödie, die von Slapstickmomenten und der augenzwinkernden Darstellungskunst zweier alter Hollywoodhaudegen lebt.
Immer wenn es eine unfreiwillige Unterbrechung auf dem Marsch gibt, kommen die Alten ins Philosophieren und sich natürlich näher, als sie sich in jungen Jahren je waren. Stephen erweist sich als weitaus zäher, als Bill es geglaubt hatte, und seine in einem langen Singledasein erworbene Lebenserfahrung ist auf dieser Reise Gold wert. Robert Redford hatte den wahren Reisebericht entdeckt und sich die Rechte für die Verfilmung gesichert, in der er wieder einmal seinen ganzen Charme und seine souveräne Selbstironie ausspielen kann. Kleine, aber feine weibliche Rollen gibt es auch, nicht nur für Robert Redfords Ehefrau Emma Thompson, sondern auch für die eine nervige Wanderbegleitung (Kristen Schaal) und eine liebenswerte Herbergswirtin (Mary Steenburgen), die sich Stephens Avancen nur schwer entziehen kann.

"Picknick mit Bären"
Regie: Ken Kwapsis / Darsteller: Robert Redford, Nick Nolte, Emma Thompson, Mary Steenburgen, Kristen Schaal
USA 2015, 104 Minuten