Neu im Kino: "My Stuff"

Kein Handy, kein Kühlschrank

Petri Luukkainen in extrem reduzierter Umgebung in seinem Film "My stuff"
Petri Luukkainen in extrem reduzierter Umgebung in seinem Film "My stuff" © mystuffmovie.de / Rise and Shine Cinema
Von Jörg Taszman · 04.03.2015
Der finnische Regisseur Petri Luukkainen filmt einen Selbstversuch: Wie so viele junge Menschen heute im Westen hatte er einfach von allem zu viel. Dann reduzierte er seinen Hausrat auf Null. Geht das gut?
Da kauert er nun nackt in seiner leeren Wohnung, rennt völlig unbekleidet nachts durch den finnischen Winter zu dem Speicher, in den er freiwillig sein gesamtes Zeug, seinen Hausrat, seine Klamotten, sein Handy, die Waschmaschine und den Kühlschrank gebracht hat.
Regisseur und Protagonist Petri Luukkainen filmt einen Selbstversuch. Der junge Mittzwanziger hatte wie so viele junge Menschen heute im Westen einfach von allem zuviel. So wollte er nun das Gegenteil herausfinden: Wie ist es, wenn man plötzlich nichts mehr hat? Welche Dinge sind wirklich notwendig zum Leben, welche eher entbehrlich?
Täglich darf sich Petri einen Gegenstand aus dem Speicher zurück holen. Und so hält er es monatelang ohne Handy oder Kühlschrank aus, geht mitunter, als die Wohnung wieder über das Nötigste verfügt, auch absichtlich tagelang überhaupt nicht Sachen aus dem Speicher holen ...
Ein geschwätziger Finne
Filmische Selbstversuche haben notwendigerweise immer etwas Inszeniertes und Narzisstisches. Das Problem eines jungen Finnen in der kapitalistischen Überflussgesellschaft bleibt ein Luxusproblem. Dennoch gelingen dem Regisseur immer wieder ganz gelungene filmische Momente, wie das Gespräch mit seinem etwa zehnjährigen Cousin, der einfach nur lachen muss über die selbst auferlegten Beschränkungen des Älteren.
Bei aller Grundsympathie bleibt dieser Film zu sehr Konstrukt und leidet mitunter an seiner Geschwätzigkeit. Dabei schweigen sie doch angeblich so gerne, diese Finnen... Nur am Ende wird es dann endlich auch einmal berührend. Die geliebte Oma muss ins Altersheim. Vorher dürfen sich die Enkel noch wichtige Sachen aus der Wohnung mitnehmen. Dann wird der Film melancholisch, poetisch und traurig. Die Oma wird Petri in ihrer Wohnung wohl nie wieder sehen. Das erfährt er am Ende seines Selbstversuchs.
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