Neu im Kino: "Lotte"

Herz und Schnauze

Die Schauspielerinnen Zita Aretz (links) und Karin Hanczewski gemeinsamt mit "Lotte"-Regisseur Julius Schultheiß.
Die Schauspielerinnen Zita Aretz (links) und Karin Hanczewski gemeinsamt mit "Lotte"-Regisseur Julius Schultheiß. © imago / Future Image
Von Anke Leweke · 26.10.2016
Die Berliner Krankenschwester Lotte improvisiert sich durchs Leben. Dann trifft sie eine junge Frau, ohne zu ahnen, dass es ihre Tochter ist. Der unkonventionelle Independent-Film "Lotte" nimmt sich genau wie seine Heldin alle Freiheiten.
Lotte ist das, was man eine Berliner Göre nennt. Sie hat eine schnoddrige Schnauze, kennt für jeden Pott einen Deckel und hat das Herz am rechten Fleck. Mitten in der Nacht näht Lotte, die als Krankenpflegerin arbeitet, eine Platzwunde in einer Kneipe zusammen.
Lotte ist auch das, was man eine Berliner Pflanze nennt. Sie lebt mehr in der Nacht als am Tag, wird in fremden Betten wach, lässt sich treiben, kann und möchte sich nirgends niederlassen. Eines Tages liegt ein junges Mädchen auf ihrer Station, Lotte nimmt sich ihrer an, noch weiß sie nicht, dass es ihre Tochter ist.
"Lotte" ist ein frei finanzierter Film. Der Regisseur und das Team investierten eigenes Geld, gingen nicht den langen Weg durch die Förderunginstanzen. Deshalb nehmen sich auch der Film wie seine Heldin alle Freiheiten. Er muss sich nicht den gängigen Kino- und Fernsehkonventionen anpassen, er lässt sich mit seinen Darstellerinnen einfach treiben. Dabei folgt er keiner klassischen Dramaturgie, er lässt den beiden Frauen einfach die Zeit, die es braucht, um einander kennenzulernen und einander zu verstehen.

"Lotte" von Julius Schultheiß, mit Karin Hanczewski, Zita Aretz, Paul Matzke (Deutschland 2016) - 80 Minuten - FSK ab 16

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