Neu im Kino: "Kind 44"

Kalter Krieg läuft nicht an der Kinokasse

Tom Hardy als Leo Demidow befragt in einer Szene des Kinofilms "Kind 44" eine Zeugin.
Tom Hardy als Leo Demidow befragt in einer Szene des Kinofilms "Kind 44" eine Zeugin. © Larry Horricks / Concorde Filmverleih / dpa
Von Jörg Taszman · 04.06.2015
Der amerikanisch-britische Thriller "Kind 44" avancierte in den USA zum Flop des Jahres. Dabei war die Romanvorlage des Briten Rob Smith ein Riesen-Bestseller. Die Geschichte um brutale Kindesmorde im Stalinismus ist in Russland verboten.
Es ist schon erstaunlich, wie die Verfilmung eines Bestsellers, eines Thrillers mit einer weltweiten Millionenauflage in den USA zum Flop des Jahres avancierte. Geschätzten Produktionskosten von 50 Millionen Dollar stand ein miserables Einspielergebnis von knapp 1,2 Millionen Dollar gegenüber. Kalter Krieg geht gar nicht, möchte man meinen, und in Russland wurde der Film gleich ganz verboten.
Das Verblüffende ist nur, so schlecht ist diese in Tschechien gedrehte Verfilmung aus dem Ende der Stalinzeit gar nicht. Die Darsteller um Tom Hardy, Gary Oldman oder Noomi Rapace sind in ihren Rollen phasenweise durchaus überzeugend. Aber die Geschichte um brutale Kindesmorde, die im Stalinismus nicht als Morde deklariert werden dürfen, wird hier weder als Crime-Thriller noch richtig als Politthriller erzählt. Es gelingt den Machern nur bedingt, die düstere Stalinzeit in all ihrer Komplexität einzufangen.
Nichts fürs Arthouse-Publikum
Mit den Kommunismusklischees verschreckt man einerseits das ältere, gebildetere, klassische Arthouse-Publikum, während die Stalinzeit als solche jüngere Zielgruppen anscheinend schlicht nicht interessiert. Und so ist diese eher klassisch inszenierte Bestsellerverfilmung gleichzeitig zu anspruchsvoll und dabei irgendwie auch anspruchslos. Als Kuriosum durchaus beachtenswert.

USA/GB 2014, Regie: Daniel Espinosa
Hauptdarsteller: Tom Hardy, Noomi Rapace, Gary Oldman
Länge: 138 Minuten, ab 16 Jahren

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