Neu im Kino: "John Wick"

Harte und schmutzige Parallelwelt

US-Schauspieler Keanu Reeves als Titelheld in einer Filmszene von "John Wick" von David Leitch und Chad Stahelski
US-Schauspieler Keanu Reeves in einer Filmszene von "John Wick" © Studiocanal Filmverleih
Von Hans-Ulrich Pönack · 28.01.2015
Action brillant inszeniert: In "John Wick" von Chad Stahelski und David Leitch gibt der charismatische Keanu Reeves den unbarmherzigen Titelhelden - mürrisch, einsilbig und zielsicher. Das Filmskript bringt es auf etwa 70 Tote.
"96 Stunden – Taken 3", mit dem 62-jährigen Liam Neeson als Rache-Engel, war neulich ein Desaster. "John Wick" könnte man gut und gern als "Rehabilitation" und als fantastische Version "Taken 4" bezeichnen. Mit dem 50-jährigen Keanu Reeves und Ex-"Matrixer" als herausgeforderter Wut-Man.
John Wick hatte einst den Ausstieg gefunden. Weil er für seinen New Yorker Unterwelt-Boss Viggo Tarassov (Michael Nyqvist - der rebellische Journalist aus den Stieg-Larsson-"Millenium"-Filmen) eine eigentlich unlösbare Aufgabe erledigte, kam er frei. Konnte seine geliebte Helen heiraten und ein bürgerliches Leben führen.
Der härteste und erfolgreichste unter den Top-Killern
Nun ist Helen gestorben. Beagle Daisy ist ihre "süße" Hinterlassenschaft. Als ein übler Gangster einen scharfen Blick auf seinen Mustang wirft, John den Wagen aber nicht verkaufen will, beginnt der Ärger. Man überfällt ihn in seinem Haus, richtet ihn übel zu, tötet den niedlichen kleinen Hund und klaut das Auto. Die Folge: John Wick kehrt zurück. In diese schmutzige Parallelwelt, in der er der Härteste und Erfolgreichste unter den besten Killern war. Was nun seinen ehemaligen Boss Viggo auf den mörderischen Plan ruft.
Mit biblischem Zorn begibt sich nun der stets fein, mit schnittigem schwarzen Anzug gekleidete, mürrische und einsilbige John Wick in die Nachfolge von Charles Bronson ("Ein Mann sieht rot"), Clint Eastwood ("Dirty Harry"), Alain Delon ("Der eiskalte Engel"), um engelsgleich das "Auge um Auge" aus dem Alten Testament deftig-heftig zu zelebrieren. Dabei kommt er schnell wie zielsicher gut voran. (Das Skript verweist auf etwa 70 Tote).
"John Wick" ist ein choreografisch brillant inszenierter Streich. Der charismatische Keanu Reeves mimt den Unbarmherzigen mit stoischer Coolness. Sein samuraihafter Amoklauf hat eine beeindruckende ästhetische Kraft. Seine Gewalt ist skrupellos wie konsequent. Der blutige rote Faden ist ebenso subversiv wie schlüssig und höchst emotional. John Wick ist eine neue Comic-Figur auf der Leinwand.

John Wick
USA, Kanada, China 2014 – Regie: Chad Stahelski und David Leitch, Darsteller: Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, Adrianne Palicki, Bridget Moynahan, Dean Winters, Willem Dafoe - 101 Minuten

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